Es war die Nachtigall und nicht die Lerche

Abschlussveranstaltung des Forschungsvorhabens "Verteilung von Stimmqualitäten im Deutschen"

Überregional

Kategorie
Die Polizei
Datum
22.03.2019

Potsdam. Am 20. und 21. März 2019 fand im Polizeipräsidium des Landes Brandenburg die Abschlussveranstaltung mit Expertenworkshop zum Forschungsvorhabens „Verteilung von Stimmqualitäten im Deutschen“ statt. Das Forschungsvorhaben lief 26 Monate  und wurde aus Mitteln des Fonds für Innere Sicherheit durch die Europäische Union kofinanziert. Das finanzielle Gesamtvolumen umfasst rund 234.000 Euro.

Das Forschungsvorhaben wurde von Experten für Sprecher-Erkennung des Kriminaltechnischen Instituts im Landeskriminalamt Brandenburg geplant, durchgeführt und geleitet. Für die Umsetzung konnten renommierte Partner des LKA Berlin, der Transferstelle PHONAM, der Universität Trier, Fachbereich Phonetik, und dem Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gewonnen werden.

Ziel des Forschungsvorhabens war, empirische Erkenntnisse zur Verteilung von Stimmqualitäten männlicher Muttersprachler des Deutschen zu erlangen, um gutachterliche Aussagen zu stärken. Nach erfolgreichem Abschluss finden diese neuen Erkenntnisse Eingang in die Erstellung von Stimmenvergleichsgutachten und tragen zu einem deutlich verbesserten Ergebnis bei.     

Warum sind Stimmqualitätsmerkmale von Interesse? 

Sprachliche Kommunikation ist ein grundlegender Aspekt menschlichen Verhaltens. Im forensischen Bereich wird dies relevant, da Täter vor, während und nach ihren Tathandlungen miteinander sprechen. Diese Äußerungen können somit zum be- oder entlastenden Beweismittel werden.

Aus diesem Grund werden Sachverständige für Sprecher-Erkennung für forensisch-phonetische Gutachten beauftragt. Die Auswertung von Sprachaufzeichnungen, zumeist in Form von Stimmenvergleichsgutachten steht im Mittelpunkt ihrer Untersuchungen. Dabei werden die Aufzeichnungen hinsichtlich der vorliegenden Merkmale von Stimme, Sprache und Sprechweise mittels der so genannten auditiv-akustischen Methode untersucht.

Vorgehen im Forschungsvorhaben

Mit Ausrichtung auf die gutachterliche Praxis wurde die Verteilung der Stimmqualitäten bei Sprechern der deutschen Sprache untersucht.

Ausgehend von der Häufigkeit der im Alltag auftretenden Gesprächskonstellationen wurden insgesamt 215 anonymisierte Telefonaufzeichnungen von männlichen Sprechern jungen bis mittleren Alters für das Forschungsvorhaben untersucht.

Die Daten wurden hinsichtlich der darin vorliegenden Stimmqualitäten und ihrer Häufigkeiten analysiert und auftretende Merkmalszusammenhänge herausgearbeitet. Zur Befunderhebung wurde das in der gutachterlichen Praxis des LKA Brandenburg verwendete Schema übernommen.

Die Audioaufzeichnungen wurden von mindestens vier Phonetikern unabhängig voneinander untersucht und deren Ergebnisse im Anschluss bezüglich auftretender Stimmqualitäten miteinander abgeglichen. Dieses Vorgehen dient der Qualitätssicherung.

Als Ergebnis liegt erstmals eine empirisch belegte und quantitativ ausweisbare Grundlagenarbeit zum Auftreten von Stimmqualitäten vor, die die Praxis forensisch-phonetischer Gutachtenerstellung deutlich verbessert.

Sprecher-Erkennung bei der Polizei

In lediglich vier Landeskriminalämtern und im Bundeskriminalamt gibt es Sachverständige für Sprecher-Erkennung. Im gesamten Bundesgebiet sind das weniger als 20 Experten.

Im Landeskriminalamt Brandenburg arbeiten zwei promovierte Sachverständige für Sprecher-Erkennung. Pro Jahr werden etwa 100 Stimmenvergleichsgutachten erstellt, wobei je nach Umfang und Anzahl der zu untersuchenden Sprachaufzeichnungen ein Gutachten mehrere Wochen in Anspruch nehmen kann.

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