Pressemitteilung zum Verkehrsunfallgeschehen 2018 in der Polizeidirektion West
Polizei reagiert auf gestiegene Zahlen von verletzten und getöteten Verkehrsteilnehmern mit verstärktem Kontrolldruck
Peter Meyritz, Leiter der Polizeidirektion West zum Thema Bildung einer Rettungsgasse nach Unfällen:
„Unsere Botschaft scheint angekommen zu sein, denn immer mehr Autofahrern ist offenbar bewusst geworden, dass sie mit ihrem Fehlverhalten nicht nur ein hohes Bußgeld, sondern echte Menschenleben riskieren. Die Westbrandenburger Autobahnpolizisten beobachten nach dem Start unserer Informations- und Kontrolloffensive im Sommer 2017 zunehmend ein regelkonformeres Verhalten von Autofahrern. Das ist sehr erfreulich, lässt aber noch keine Entwarnung zu – die Kontrollen gehen weiter! Insbesondere LKW-Fahrer, die Rettungsfahrzeuge behindern und Gaffer, die unbelehrbar sind, bleiben nach Verkehrsunfällen in unserem Fokus.“
Verkehrsunfallgeschehen:
25.970 Verkehrsunfälle wurden im Jahr 2018 von Polizisten in der Direktion West aufgenommen und bearbeitet (2017: 26.634). Die meisten Verkehrsunfälle ereigneten sich im Bereich der Polizeiinspektion Potsdam (2018: 8.110, 2017: 8.168). Gefolgt von den Inspektionen Brandenburg (2018: 5.117, 2017: 5.350), Teltow-Fläming (2018: 5.007, 2017: 5.158), Havelland (2018: 4.396, 2017: 4.513) und der Verkehrspolizei (3.327).
Aus polizeilicher Sicht tragisch an dem Jahr 2018 ist, dass sich die Zahl der im Straßenverkehr verletzten (2018: 3.806, 2017: 3.584) oder getöteten Personen (2018: 40, 2017: 32) erhöht hat, obwohl die Zahl der Gesamtunfälle um 2,5 Prozentpunkte gesunken ist.
Bei den Verletzten ist dies ein Anstieg von 6,2 Prozent und bei den Getöteten ein Anstieg von 25 Prozent.
Die meisten Todesopfer kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben, deren Unfallursache auf die nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen ist (2018:17, 2017: 9). Zu schnelles Tempo führte im Jahr 2018 dazu, dass 495 Personen verletzt wurden (2017: 446). Der Anstieg beträgt hier 11 Prozentpunkte.
Das falsche Verhalten im Straßenverkehr bei dem Gewähren der Vorfahrt/Vorrang führte zu insgesamt 711 verletzten Personen (2017: 715, -0,6 %) und zu einem Todesopfer (2017: 5, -80 %). Die Unfallzahl insgesamt in dieser Kategorie stieg im Vergleich zum Jahr 2017 um 2,5 Prozentpunkte an (2018: 1.834, 2017: 1.789).
Ursächlich für 543 verletzte Verkehrsteilnehmer (2017: 455, + 19,3 %) war der ungenügende Sicherheitsabstand, der im zurückliegenden Jahr einem Menschen das Leben kostete (2017: 3, -66,7 %). Auch hier ist ein Anstieg der Gesamtunfallzahlen um 5,4 Prozent von der Polizei registriert worden.
Im vergangenen Jahr wurden 352 sogenannte „Baumunfälle“ aufgenommen (2017: 393, - 10,4 %), bei denen 192 Personen verletzt wurden (2017: 203, -5,4 %). Einen Anstieg von 40 Prozentpunkten ist hier bei den getöteten Verkehrsteilnehmern zu registrieren (2018:14, 2017: 10).
Bei Unfällen, die durch querende Wildtiere verursacht wurden, verletzten sich 41 Verkehrsteilnehmer (2017: 68, - 39,7 %). Insgesamt zählte die Polizei 3.384 Unfälle dieser Art (2017: 3.989, - 15,2 %), bei denen ein Mensch getötet wurde (2017: 0).
Schon Anfang des Jahres 2018 war in der Polizeidirektion West ein Anstieg von Unfällen zu verzeichnen, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden. Um gegen den Trend zu arbeiten, wurde mit lage- und situationsabhängigen Maßnahmen und Kontrolloffensiven gegengesteuert. Hierzu zählen die Kontrolloffensive „Die Gefahr liegt im Toten Winkel – Ein Blick der LEBEN retten kann“ nach dem tragischen Unfall in Brandenburg an der Havel, bei dem ein 10-jähriges Mädchen tödlich verletzt worden ist. Ebenso dazu zählen die Kontrollen für die Einhaltung der Rettungsgasse bei Stauerscheinungen und Einsatzlagen auf den westbrandenburgischen Bundesautobahnen (2018: 276 Verstöße bei der Bildung einer Rettungsgasse).
Verkehrskontrollen führten 2018 zu einem Anstieg bei festgestellten Trunkenheitsfahrten von 17,9 Prozent (+ 203). Ebenso stellten Beamte der PD West mehr Verkehrsteilnehmer fest, die unter dem Einfluss von Drogen am Straßenverkehr teilnahmen (+ 142, + 37,1 %).
Die Geschwindigkeitsüberschreitungen, die mit einem Lasermessgerät festgestellt worden sind, stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 1.663 an (2018: 8.455, 2017: 6.792, + 24,5 %).
Aber auch Vorfahrtsverstöße (2018: 950, 2017: 663, Anstieg um 43,3 %) und Rotlichtverstöße (2018: 1.510, 2017: 1.165, Anstieg um 29,6 %) wurden auf westbrandenburgischen Straßen geahndet.
Meyritz weiter zu den Kontrollzielen 2019:
„Es ist ein Fakt, dass der LKW-Verkehr auf unseren Straßen zunimmt. Leider steigen damit auch die Unfallzahlen, bei denen LKW über 3,5 Tonnen beteiligt sind. Den häufigsten Unfallursachen Unaufmerksamkeit, zu geringer Sicherheitsabstand und Übermüdung durch zu langes Fahren werden wir in diesem Jahr mit mehr Verkehrskontrollen begegnen. Wer seinen Lastwagen durch Westbrandenburg steuert, sollte also immer damit rechnen, von den Kollegen der Sonderüberwachungsgruppe herausgewunken und kontrolliert zu werden.“
1.940 Verkehrsunfälle wurden 2018 von Fahrern unter 25 Jahren verursacht (2017: 1.924). Hierbei sind 405 Menschen verletzt (2017: 407) und 6 Personen getötet worden (2017: 5).
Bei der Genration „65+“ wurde zum Vorjahr ein leichter Rückgang der selbst verursachten Verkehrsunfälle registriert (2018: 70,3%, 2017: 70,8%). Die Gesamtzahl der Unfälle, bei denen diese Gruppe der Verkehrsteilnehmer beteiligt war, liegt bei 5.355 (2017: 5.248). 2018 wurden bei diesen Unfällen 543 Senioren verletzt (2017: 495) und 9 getötet (2017: 9).
Die Polizeidirektion West beabsichtigt auch im Jahr 2019 wieder verstärkt auf Fahrradfahrer und die Einhaltung der für sie geltenden Verkehrsregeln zu achten. Aber auch die Sensibilisierung der Autofahrer für die schwächeren Verkehrsteilnehmer ist der Polizei sehr wichtig. Mit regelmäßiger Präventionsarbeit und Sensibilisierung können schwere Verkehrsunfälle verhindert werden.
2018 wurden in der PD West 1.452 Unfälle aufgenommen, bei denen Fahrradfahrer beteiligt waren (2017: 1.356). Bei weniger als der Hälfte der Vorfälle wurde die Grundlage für das schädigende Ereignis von den Radfahrern selbst gelegt (2018: 47,8 %, 2017: 45,8). Auch die Zahl der hierbei verletzten Radfahrer (2018: 1.139, 2017: 974, Anstieg um 16,9 %) zeigt, dass Kraftfahrer ebenso kontrolliert und auf die Gefahren für Radfahrer hingewiesen werden müssen.
Nach drei Jahren Großbaustelle auf dem südlichen Berliner Ring stellt sich die Unfallsituation wie folgt dar. 1.210 Verkehrsunfälle wurden von den Polizisten insgesamt in diesem Bereich auf der A10 aufgenommen (2017: 1.285). Bei diesen Unfällen sind 54 Menschen verletzt (2017: 64) und das dritte Jahr in Folge niemand getötet worden.
Gerald Selinger, Leiter der Verkehrspolizei in der Polizeidirektion West, zu den Unfallzahlen in der Großbaustelle auf dem südlichen Berliner Ring zwischen AD Potsdam und AD Nuthetal:
„Mit fast 100.000 Fahrzeugen täglich gehört dieser Abschnitt zu den meistbefahrenen in Ostdeutschland. Nach dem erheblichen Anstieg der Unfallzahlen seit Eröffnung der Baustelle, im Durchschnitt mussten wir auf dem ca. zwölf Kilometer langen Abschnitt drei Unfälle je Tag aufnehmen, gehen die Unfallzahlen jetzt langsam wieder zurück.“
Selinger weiter: „Viele Kraftfahrer haben unterschätzt, wie viel Aufmerksamkeit und fahrerische Fähigkeiten dieses Nadelöhr erfordert. Insbesondere wer zu schnell unterwegs ist, kommt bei den vorhandenen Spurbreiten alsbald an physikalische Grenzen. Seitliche Berührungen als Folge und schließlich Staus nach den Unfällen, bekommen dann alle Kraftfahrer zu spüren. Das ist auch der Grund, warum die Verkehrspolizei der Polizeidirektion West im vergangenen Jahr ein autark arbeitendes Geschwindigkeitsmessgerät in diesem Autobahnabschnitt zum Einsatz gebracht hat. Denn Kraftfahrer ändern ihr Verkehrsverhalten meist nur dann, wenn sie einen ständigen Kontrolldruck spüren. Der neue Blitzer-Anhänger arbeitet deshalb rund um die Uhr.“
Auf den Abschnitten der Bundesautobahnen, die durch die PD West verlaufen, spiegelt sich der Jahrestrend ebenfalls wieder. Die Anzahl der Verkehrsunfälle ist auch hier um 3,3 Prozentpunkte gesunken (2018: 3.332, 2017: 3.445), jedoch wurden bei diesen Unfällen 100 Menschen mehr verletzt, als noch im Vorjahr (2018: 479, 2017: 379, + 26,4 %). Im Vergleich kam letztes Jahr ein Mensch mehr auf den Bundesautobahnen ums Leben als noch im Jahr 2017 (2018: 9, 2017: 8).