Auf den Brandenburger Straßen sind im vergangenen Jahr so wenig Menschen bei Verkehrsunfällen getötet worden wie nie zuvor. Zugleich stieg aber die Zahl der Verletzten.
Das geht aus der Verkehrsunfallbilanz 2014 hervor, die Innenminister Karl-Heinz Schröter und Infrastrukturministerin Kathrin Schneider heute in Potsdam vorstellten. Beide Minister hoben hervor, dass die Zahl der Verkehrsunfälle erstmals seit Beginn der 1990er Jahre unter die Marke von 80.000 sank. Zugleich bekräftigten sie aber die Notwendigkeit einer abgestimmten präventiven und repressiven Verkehrssicherheitspolitik. Jedes Opfer von Raserei, Unaufmerksamkeit oder Rücksichtslosigkeit sei ein Opfer zu viel.
Im Jahr 2014 ereignete sich auf märkischen Straßen statistisch alle sieben Minuten ein Verkehrsunfall. Alle 49 Minuten wurde eine Person bei einem Unfall verletzt und nahezu jeden dritten Tag war ein Verkehrstoter zu beklagen, erklärte Innenminister Schröter.
Die Zahl der Verkehrsunfälle verringerte sich jedoch im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent auf 79.254. Bundesweit sank die Zahl der Verkehrsunfälle nur um 0,7 Prozent. Die Zahl der Todesopfer sank in Brandenburg um 18,2 Prozent auf den bisherigen Tiefststand von 139. Im Jahr 1992 waren noch 876 Menschen bei Unfällen getötet worden. Bundesweit stieg die Zahl der Verkehrstoten im vergangenen Jahr dagegen um 0,9 Prozent. Im Ländervergleich schneidet Brandenburg aber immer noch schlecht ab: Mit 57 Verkehrstoten pro eine Million Einwohner lag Brandenburg nur unwesentlich besser als die Schlusslichter Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt und bewegt sich auf demselben Niveau wie Niedersachsen. Die „rote Laterne“ bei den Verkehrstoten gab das Land damit jedoch ab.
Dagegen setzte sich der langjährige positive Trend der Vorjahre bei der Entwicklung der Verletzten nicht fort. Die Zahl der Verletzten stieg um 4,4 Prozent auf 10.739. Bundesweit war 2014 ein Plus von 4,0 Prozent zu verzeichnen. Im Ländervergleich steht Brandenburg aber weiterhin relativ gut da: Die Häufigkeitszahl von 440 Verletzten auf 100.000 Einwohner ist eine der bundesweit niedrigsten. Das war auch in den Vorjahren stets so.
Innenminister Schröter betonte: „In den vergangenen zwei Jahrzehnten konnte die Verkehrssicherheit in Brandenburg trotz steigender Verkehrsleistungen wesentlich verbessert werden. Das hat viele Gründe: Bessere Straßen, sicherere Autos, umsichtigere Verkehrsteilnehmer, sinnvolle Prävention und polizeiliche Verkehrsüberwachung. Erfreulich ist aktuell der deutliche Rückgang der Verkehrstoten im letzten Jahr.“
Infrastrukturministerin Schneider ergänzte: „Die Unfallbilanz zeigt, dass wir mit unseren Verkehrssicherheitsprojekten auf dem richtigen Weg sind. Gleichwohl sind auch 2014 viele Menschen im Straßenverkehr verletzt worden oder zu Tode gekommen. Deshalb werden wir das Verkehrssicherheitsprogramm und die Kampagne „Lieber sicher. Lieber leben“ weiterhin konsequent umsetzen.“
Brandenburgs amtierender Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke unterstrich: „Verkehrsüberwachung und Verkehrsprävention bleiben Schwerpunktaufgaben der Brandenburger Polizei. Angesichts der Opfer von Raserei, Rücksichtslosigkeit und anderen Verkehrsverstößen kann ich gar nicht anders.“
Raserei bleibt häufigste Unfallursache bei tödlichen Unfällen
Weiterhin ist zu schnelles Fahren Ursache Nr. 1 für tödliche Unfälle. Allein 51 Menschen starben im Jahr 2014 bei Unfällen aufgrund nicht angepasster Geschwindigkeit. Das waren zwar 15 Prozent weniger als im Jahr zuvor, sind aber immer noch erschreckend viele. Dass die Zahl der Tempounfälle um fast 29 Prozent auf 3.771 sank, führte Mörke auch auf die im vergangenen Jahr verstärkten Geschwindigkeitskontrollen zurück. Die Zahl der Verletzten verringerte sich um knapp 22 Prozent auf 1.498.
Beunruhigend ist die Entwicklung bei den durch Alkoholeinfluss bedingten Unfällen: Hier nahm die Zahl der Unfälle um 2,6 Prozent auf 1.165 zu. Dabei sank zwar die Zahl der Todesopfer um vier auf zehn. Dafür erhöhte sich aber die Zahl der Verletzten um mehr als 16 Prozent auf 578.
Senioren verursachen immer mehr Unfälle
An mehr als 15.000 Verkehrsunfällen waren im vergangenen Jahr Senioren beteiligt. Das entsprach einem Anstieg um 4,3 Prozent. Die Zahl der durch die Senioren selbst verursachten Unfälle erhöhte sich dabei um 4,5 Prozent auf 10.688 Damit wurden 71 Prozent aller Unfälle unter Beteiligung von Senioren von diesen selbst verursacht. Aus Sicht von Schneider ist diese Entwicklung Besorgnis erregend. Die Ministerin rief dazu auf, die Beratungsangebote der Begutachtungsstellen der Straßenverkehrsbehörden und der Hausärzte zu nutzen.
Anders verlief die Entwicklung bei den jungen Fahrern: 6.587 Verkehrsunfälle wurden von 18- bis 24-Jährigen verursacht, gut 14 Prozent weniger als im Jahr 2013. Allerdings stieg dabei die Zahl der getöteten Personen um vier auf 16. Die Zahl der Verletzten sank um 109 auf 1.263.
Glücklicherweise war im Jahr 2014 kein im Straßenverkehr getötetes Kind zu beklagen. Im Jahr 2013 waren noch vier Kinder bei Unfällen gestorben. Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Kindern stieg aber um 8,7 Prozent auf 740 und die Zahl der verletzten Kinder erhöhte sich um 7,0 Prozent auf 1.021.
Starker Anstieg bei Verkehrstoten im Güterverkehr
Problematisch stellt sich die Bilanz im Güterverkehr dar: Zwar sank die Zahl der Unfälle um 4,7 Prozent auf 12.362. Dafür stieg aber die Zahl der bei Lastwagenunfällen getöteten Menschen um mehr als ein Fünftel auf 41. 74 Prozent der Unfälle wurden dabei durch die Lkw-Fahrer selbst verursacht. „Da müssen wir intensiv gegensteuern. Nicht zuletzt, weil der LKW-Verkehr weiter zunehmen wird“, betonte der Polizeipräsident. Alle Möglichkeiten der verkehrlichen Prävention und Repression müssten ausgeschöpft werden.
Die Minister verwiesen auf eine für den 20. April geplante „Fachkonferenz Verkehrssicherheit“, bei der Vertreter ihrer Ressorts mit Experten von Polizei, Straßenverkehrsbehörden und Gremien wie dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat über die weitere Verkehrssicherheitsarbeit diskutieren werden.
Bei allen Anstrengungen der Behörden bleibe aber nach Ansicht der Minister zu bedenken, dass mehr Sicherheit im Straßenverkehr nur dann erreicht werden kann, wenn sich die Teilnehmer an die Regeln halten. „Es kommt vor allem auf die gegenseitige Rücksichtnahme an“, betonten Schröter und Schneider. Das setze ein hohes Maß an Eigenverantwortung voraus. Unfälle seien keine schicksalhafte, unvermeidbare Nebenerscheinung des Straßenverkehrs, sondern meistens die Folge vermeidbaren menschlichen Fehlverhaltens.
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Ministerium des Innern und für Kommunales und
Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg
Pressemitteilung Nr. 012/15 vom 27.02.2015