Im Jahr 2022 registrierte die Polizeidirektion Süd in den Landkreisen Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster und Spree-Neiße sowie in der kreisfreien Stadt Cottbus 44.523 Straftaten. Das entspricht einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 4.538 Fälle oder 11,3 % (2021: 39.986). Damit haben die Kriminalitätszahlen wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht. Die Aufklärungsquote stieg im Jahr 2022 auf 58,3 % (2021: 54,7 %). Insgesamt wurden 20.299 (2021: 15.964) Tatverdächtige ermittelt. Die Kriminalitätshäufigkeitsziffer (Anzahl der bekannt gewordenen Straftaten pro 100.000 Einwohner) beträgt 7.495 (2021: 6.726). Für das gesamte Land Brandenburg liegt die Kriminalitätshäufigkeitsziffer bei 6.707.
Der Anstieg der Straftaten wird maßgeblich durch die Zunahme der Straftaten gegen das Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz bestimmt. Die Anzahl dieser Straftaten stieg von 3.390 Fällen im Jahr 2021 auf nun 6.902 im Jahre 2022.
„Die Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2022 bestätigt grundsätzlich die positiven Entwicklungen der letzten zehn Jahre. Zwar weist die Statistik einen Anstieg von über zehn Prozent aus. Dieser wird jedoch maßgeblich durch Straftaten nach dem Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz bestimmt. Ohne diese Delikte ist die Kriminalitätsbelastung sogar weiterhin niedriger als vor der Corona-Pandemie. Sorge bereitet mir die Zunahme der Gewaltkriminalität im Bereich der Politisch-Motivierten Kriminalität und der neuerliche Anstieg von Gewaltvorfällen gegen Polizistinnen und Polizisten.“
Sven Bogacz, Leiter der Polizeidirektion Süd
Entwicklung in ausgewählten Deliktsbereichen
Diebstähle
Etwa ein Drittel und damit der größte Anteil an der Kriminalität entfällt in Südbrandenburg auch weiterhin auf Diebstähle. 14.263 Straftaten (2021: 14.141) wurden im Jahr 2022 in diesem Deliktsbereich registriert. Das entspricht einem Anstieg von 122 Fällen (+ 0,9 %). Einen Anstieg der erfassten Fälle registrierte die Polizei bei Diebstählen an und aus Kraftfahrzeugen. Hier stiegen die Fallzahlen um rund 13 % auf 1.924 (2021: 1.609). Die Anzahl der gestohlenen Autos blieb im Vergleich dazu nahezu konstant. 2022 wurden 592 Fahrzeugdiebstähle (2021: 585) gemeldet. Gleichzeitig registrierte die Polizei einen deutlichen Anstieg der Diebstähle aus Wohnungen und Häusern von 684 im Jahr 2021 auf 914 im Jahr 2022 (+ 33 %). Davon entfallen 259 (2021: 138) Fälle auf Tageswohnungseinbrüche. Teilweise wurden diese Taten durch tatbegünstige Faktoren ermöglicht oder zusätzliche Tatanreize geschaffen. Für Hinweise und Tipps zum Einbruchsschutz, auch im Rahmen einer individuellen und kostenlosen Beratung, stehen in den Beratungsstellen der Polizei technische Berater zur Verfügung. Diebstähle aus Böden und Kellern (2022: 1.074; -30 %) sowie aus Bungalows und Gärten (2022: 340; - 42%) wurden im vergangenen Jahr deutlich weniger registriert. 2.802 Fahrräder wurden der Polizei im Jahr 2022 gemeldet (2021: 2.749). Damit verbleiben die Diebstahlszahlen auf dem Vorjahresniveau. Diese Form der Eigentumsdelikte ist auch im Zusammenhang mit der Beschaffungskriminalität durch Betäubungsmittelkonsumenten zu betrachten. Schnell weiter zu verkaufendes Stehlgut wird dabei zur Finanzierung von Drogen genutzt.
Daher ist die Diebstahlskriminalität auch immer ein Indikator für die tatsächliche Betäubungsmittelkriminalität. Die Zahl der erfassten Rauschgiftdelikte blieb mit 1.495 erfassten Fällen (2021: 1.499) ebenfalls nahezu konstant. Dabei ist jedoch auch weiterhin von einem nicht unerheblichen Dunkelfeld auszugehen.
Betrugsdelikte
Die Zahl der erfassten Betrugsdelikte sank leicht auf 3.727 (2021: 3.832). Im Jahr 2012 waren dies noch 7.193 Fälle. Trotz weiterhin sinkender Fallzahlen, verursachen die Täter regelmäßig hohe finanzielle Schäden, beispielsweise durch Telefonbetrügereien. Hierbei werden vornehmlich Senioren Opfer dieser international agierenden Banden und verlieren so ihr Erspartes. Vor allem diese perfiden Trickanrufe treten weiterhin gehäuft auf. Umfassende Hinweise und Tipps zum Schutz vor Betrügereien finden Sie auf der Internetseite der Brandenburger Polizei. Besprechen sie auch mit ihren Eltern und Großeltern Verhaltensregeln im Umgang mit dubiosen Telefonanrufen.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Wiederum deutlich gestiegen sind die erfassten Fälle von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Im Jahr 2022 wurden 592 Taten (2021: 464) registriert. Darin enthalten sind 89 Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern (2021: 80). Bei den 490 ermittelten Tatverdächtigen handelt um 288 Erwachsene, in 202 Fällen um Kinder, Jugendliche oder Heranwachsende (bis 21 Jahre alt). Die erfassten Fälle der Verbreitung pornografischer Schriften stieg deutlich auf 258 im Jahr 2022 an (2021: 186). Auffällig ist hier, dass mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen nicht älter als 21 Jahre war. Die steigenden Fallzahlen sind auch die Folge neuer Rechtsvorschriften, die die Sichtbarkeit dieser Phänomene in der Kriminalstatistik erhöhen und eine Strafverfolgung ermöglichen. Um diesem besorgniserregenden Trend entgegenzuwirken, ist die Kampagne „Sei kein Teil davon!“ ins Leben gerufen worden. Weitere Information zur Kampagne erhalten Sie auf der Internetseite der Brandenburger Polizei unter dem Menüpunkt „Vorbeugen & Schützen“.
Häusliche Gewalt
Im Jahr 2022 registrierte die Polizeidirektion Süd insgesamt 1.142 Straftaten (2021: 1182) im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Damit bewegen sich die Fallzahlen auf dem hohen Niveau der Vorjahre. Als Tatverdächtige ermittelt wurden in diesem Deliktsbereich 958 Personen (2021: 952), davon 737 Männer und 221 Frauen. 158 Tatverdächtige waren nichtdeutscher Herkunft (2021: 147).
Gewalt gegen Polizeibeamte
Im Jahr 2022 erlebten 644 Polizistinnen und Polizisten während ihrer Dienstausübung Gewalt gegen sich. 2021 waren dies noch 498. Die Zahl der erfassten Fälle stieg um 66 auf 342 (2021: 276). In 8 Fällen handelte es sich um Körperverletzungsdelikte (2021: 14), in 24 Fällen wurden Beamte bedroht (2021: 26). 64 Polizistinnen und Polizisten wurden dabei verletzt, vor allem in alltäglichen Einsatzsituationen.
Tatverdächtige
Weiterhin treten Männer deutlich häufiger mit strafbaren Handlungen in Erscheinung als Frauen. Von den im Jahr 2022 ermittelten 20.299 Tatverdächtigen (2021: 15.965) waren 15.411 Männer. Dies entspricht einem Anteil von 75,9 %. 3.886 erfasste Tatverdächtige waren 21 Jahre alt oder jünger (2021: 2.703). Das entspricht mit einem Anteil von 19,1% (2021: 16,9%). Im Jahr 2022 wurden insgesamt 9.869 nichtdeutsche Tatverdächtige (2021: 5.801) ermittelt. Das entspricht einem Anteil von 48,6% (2021: 36,3). Darunter sind 6.902 Fälle im Zusammenhang mit Verstößen gegen das Ausländergesetz und das Asylverfahrensgesetz, die nur von dieser Personengruppe begangen werden können.
Politisch Motivierte Kriminalität
Die Polizeidirektion Süd registrierte im Jahr 2022 insgesamt 1089 Straftaten (2021: 914) mit einer politischen Motivation. Insbesondere Straftaten im Sachzusammenhang mit dem Versammlungsgesehen im Frühjahr 2022, beispielsweise die Durchführung von nicht angemeldeten Demonstrationen, führten zu diesem Anstieg. 491 erfasste Straftaten (2021: 288) ließen sich demnach auch keinem Phänomenbereich zuordnen. Politisch rechtsmotivierte Straftaten sind weiterhin mit 468 Fällen (2021:499) auf hohem Niveau. 102 Straftaten (2021: 120) sind aus einer politisch linken Motivation begangen worden. Ausländische oder religiöse Ideologien wurden in 28 Fällen (2021: 7) als Motivationen erfasst. Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2022 bei 47% (2021: 49%).
Die Zahl der politisch motivierten Gewaltdelikte stieg deutlich von 48 im Jahr 2021 auf 147 im Jahr 2022. Davon sind 24 (2021:29) dem Phänomenbereich PMK-rechts und 18 Delikte (2021: 5) der PMK-links zuzuordnen. 105 Gewaltdelikte (2021: 14) konnten keiner Kategorie zugeordnet werden. Diese wurden überwiegend im Zusammenhang mit dem Versammlungsgeschehen des Frühjahres 2022 registriert. Die Aufklärungsquote liegt bei 75% (2021: 77%).
„Die Bekämpfung der politisch-motivierten Kriminalität bleibt ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit in Südbrandenburg. Vor allem in Cottbus und dem Umland ist die Zahl politisch rechtsmotivierte Straftaten weiterhin hoch. Darüber hinaus wurden über 40% aller PMK-Delikte und fast 75 % der Gewaltdelikte in der Stadt Cottbus oder dem Landkreis Spree-Neiße registriert. Die Polizeidirektion Süd hat darauf bereits mit einer strukturellen Veränderung und der Bündelung von Ermittlungszuständigkeiten reagiert, um eine nachhaltige Bekämpfung der rechtsextremen Szene zu erreichen.“
Sven Bogacz, Leiter der Polizeidirektion Süd