Die Anzahl der registrierten Straftaten im Land Brandenburg ist im vergangenen Jahr um knapp 2.200 Fälle zurückgegangen. Das entspricht einem Minus von 1,2 Prozent. Erstmals wurden damit weniger als 175.000 Straftaten im Land Brandenburg erfasst; nämlich insgesamt knapp 173.000. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik 2018 hervor, die Innenminister Karl-Heinz Schröter und Polizeivizepräsident Roger Höppner heute in Potsdam vorstellten.
Von den erfassten Straftaten im letzten Jahr konnten fast 97.000 Straftaten aufgeklärt werden. Das entspricht einer Aufklärungsquote von 56 Prozent. Sie liegt damit etwas besser als im Jahr 2017, als 55,3 Prozent der Straftaten erfolgreich aufgeklärt werden konnten. Es handelt sich zugleich um die beste Aufklärungsquote seit 11 Jahren: Im Jahr 2007 lag sie bei 57,4 Prozent, seitdem jeweils schlechter als im Jahr 2018. „Wir haben insgesamt weniger Straftaten in Brandenburg bei einer gleichzeitig leicht verbesserten Aufklärungsquote. Dieser Befund aus der aktuellen Kriminalstatistik stellt der Arbeit der Polizei ein gutes Zeugnis aus. Allen Kolleginnen und Kollegen der Polizei gilt daher mein ganz herzlicher Dank!“, unterstrich Schröter.
Diese Entwicklungen spiegeln sich auch in der Kriminalitätsbelastung wider. Die Kriminalitätshäufigkeitszahl misst die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner. Hier ist ein Rückgang von gut 7.000 im Jahr 2017 auf 6.902 im Jahr 2018 festzustellen.
Eine günstigere Entwicklung als noch im Jahr 2017 zeigt sich 2018 auch im Bereich der Gewaltkriminalität. Unter Gewaltkriminalität versteht die Polizei Mord, Totschlag, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Raub, räuberische Erpressung, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie einige weitere Delikte. Seit 2016 war die Gewaltkriminalität in Brandenburg gestiegen, was Anlass zu Sorge gab. Im letzten Jahr ist dagegen ein deutlicher Rückgang festzustellen. 2018 wurden insgesamt gut 4.900 Gewaltstraftaten festgestellt. Das sind über 230 Gewalttaten weniger als im Jahr 2017 und entspricht einem Rückgang von 4,5 Prozent. Die Aufklärungsquote bei Gewaltdelikten liegt bei knapp 83 Prozent.
Schröter: „Wenn man bedenkt, dass die Gewalttaten in Brandenburg in den Vorjahren stetig angestiegen waren, ist dieser jetzt festzustellende Rückgang natürlich eine klar positive Entwicklung. Das ist die eine Seite der Wahrheit. Die andere Seite ist: Natürlich ist der Stand für mich als Innenminister nicht zufriedenstellend. Denn 4.900 Gewaltstraftaten sind zwar ein Rückgang gegenüber dem Jahr 2017, aber immer noch mehr als in den Jahren davor seit 2011. Insofern bleiben wir hier gefordert, dieser Kriminalität weiterhin mit aller Kraft entgegenzuwirken. Denn dies sind natürlich genau die Straftaten, die das Sicherheitsgefühl der Menschen in ganz besonderer Weise beeinträchtigen.“
Anders als die Gewaltdelikte insgesamt sind die Körperverletzungen in Brandenburg im Jahr 2018 gestiegen. Hier ist eine Steigerung der Fallzahlen auf knapp 15.800 zu verzeichnen. Das entspricht einem Zuwachs von 4,5 Prozent, der auf eine Zunahme der einfachen Körperverletzungen zurückzuführen ist. Die Aufklärungsquote liegt bei über 90 Prozent und damit einem hohen Wert.
Diebstahlsdelikte sind in Brandenburg wie schon in den Vorjahren weiterhin auf dem Rückzug. Im letzten Jahr war ein Rückgang der Diebstahlskriminalität um gut 4.500 Fälle auf jetzt 62.300 zu verzeichnen. Das entspricht einem Rückgang um 6,8 Prozent. Der Anteil von Diebstählen an der Gesamtkriminalität ist damit weiter rückläufig und liegt im Jahr 2018 noch bei 36 Prozent.
Im Jahr 2018 wurden in Brandenburg weniger Kraftfahrzeuge gestohlen als im Jahr zuvor. Insgesamt wurden 2.350 Kraftfahrzeuge entwendet, das sind 163 weniger als 2017. Das entspricht einem Rückgang um 6,5 Prozent.
Wohnungseinbrüche sind in Brandenburg im Jahr 2018 sogar um 18 Prozent zurückgegangen. Insgesamt wurden 574 Fälle weniger festgestellt als noch 2017. Die Aufklärungsquote liegt bei knapp 19 Prozent.
Schröter: „Es ist auffällig, dass wir es hier seit 2015 nicht mit geringen, sondern mit ganz erheblichen Rückgängen zu tun haben. 2015 wurden noch fast 4.500 Wohnungseinbrüche in Brandenburg gezählt, im letzten Jahr waren es weniger als 2.600. Das sind recht eindrucksvolle Zahlen, die für sich selbst sprechen. Ich führe diese günstige Entwicklung auf eine Kombination von präventiven und repressiven Maßnahmen zurück. Auch die Präventionslücke schließt sich offenbar, was an der steigenden Versuchsquote ablesbar ist, also jenen Wohnungseinbrüchen, die im Versuchsstadium steckenbleiben und damit letztlich scheitern.“
Der stellvertretende Polizeipräsident Roger Höppner sagte: „Insgesamt bin ich mit den erreichten Ergebnissen in der Kriminalitätsbekämpfung im Jahr 2018 durchaus zufrieden. Das mache ich unter anderem daran fest, dass wir die höchste Aufklärungsquote der letzten zehn Jahre erzielt haben. Auch hatten wir in den letzten zwanzig Jahren nie so wenige Straftaten zu verzeichnen, wie im Jahr 2018. Sorgen bereiten mir allerdings die Anstiege bei der grenzüberschreitenden Kriminalität sowie der Rauschgiftdelikte. Gerade letztere waren seit 1999 noch nie so hoch wie letztes Jahr. Ebenso sind die begangenen Körperverletzungen sehr bedenklich. Und auch die Gewalt, die gegen Polizeibeamte ausgeübt worden ist, verharrt auf zu hohem Niveau. Das im vergangenen Jahr über 1.700 Polizeibeamte Opfer von Gewalttaten wurden, ist für mich nicht zu akzeptieren.“
Im Jahr 2018 wurden 8.645 Fälle der Rauschgiftkriminalität erfasst. Das waren 1.010 Fälle bzw. 13,2 Prozent mehr als im Vorjahr (2017: 7.635 Fälle). Der Anteil der Rauschgiftkriminalität an der Gesamtkriminalität betrug 5,0 Prozent (2017: 4,4 Prozent).
Die Gesamtkriminalität in den 24 brandenburgischen Gemeinden entlang der deutsch-polnischen Grenze ist erstmals seit 2013 wieder gestiegen. Dies trifft auch für die Kriminalitätshäufigkeit zu. Die Aufklärungsquote lag erstmals seit 2007 wieder über 60 Prozent und damit auch höher als im Landesdurchschnitt. Im Jahr 2018 wurden in den Grenzgemeinden insgesamt 18.618 Straftaten registriert (2017: 17.766 Fälle). Das entspricht einem Anstieg von 852 Straftaten bzw. 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Anders dagegen ist die Entwicklung im Berliner Umland: Die Gesamtkriminalität in den 63 brandenburgischen Gemeinden im Umland von Berlin ist im zweiten Jahr in Folge leicht gesunken. Im Jahr 2018 wurden insgesamt 79.056 Straftaten in den brandenburgischen Gemeinden des engeren Verflechtungsraumes registriert. Das entspricht einem leichten Rückgang von 998 Straftaten bzw. 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2017: 80.045 Fälle). Die Aufklärungsquote lag über 50 Prozent.
Die Anzahl der Straftaten mit Tatbeteiligung von Zuwanderern ist weiter gestiegen bei gleichzeitigem Rückgang der registrierten Gesamtkriminalität im Land Brandenburg. Im Jahr 2018 wurden landesweit 11.651 Straftaten durch Zuwanderer erfasst. Das waren 199 Fälle bzw. 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Ohne ausländerrechtliche Verstöße (Straftaten gegen das Aufenthalts-, das Asyl- und das Freizügigkeitsgesetz/EU) reduziert sich die Anzahl deutlich auf 7.050 Straftaten. Das waren 122 Fälle bzw. 1,8 Prozent mehr als 2017. Der Anteil von Straftaten durch Zuwanderer lag im Jahr 2018 bei insgesamt 6,7 Prozent (2017: 6,5 Prozent), ohne ausländerrechtliche Verstöße bei 4,2 Prozent (2017: 4,1 Prozent).