Kriminalität in Brandenburg leicht angestiegen

Zeitenwende-Jahr beeinflusst Polizeiliche Kriminalstatistik. Straftaten gegen das Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz nahezu verdoppelt.

Potsdam

Überregional

Kategorie
Daten und Fakten
Datum
31.03.2023

Nach Talfahrt in den Pandemiejahren sind die polizeilich registrierten Straftaten in Brandenburg in 2022 erstmals wieder gestiegen. Insgesamt wurden 170.204 Straftaten gezählt. Damit liegt die Kriminalität im Land trotz Anstieg von 7,1 Prozent bzw. um 11.240 Fälle noch unter dem Vor-Corona-Niveau. Innenminister Michael Stübgen und Polizeipräsident Oliver Stepien stellten die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das vergangene Jahr heute in Potsdam vor. 

Innenminister Michael Stübgen: „2022 war ein Jahr der Umbrüche und tiefgreifenden Veränderungen. Dies scheint sich auf den ersten Blick auch in der Kriminalitätsstatistik widerzuspiegeln. Nachdem zuvor acht Jahre hintereinander die Zahl der Straftaten gesunken ist, verzeichnen wir für das vergangene Jahr einen Anstieg von über zehntausend erfassten Fällen. Der überwiegende Anteil dieser Steigerung ist auf Straftaten gegen das Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz zurückzuführen, die sich im vergangenen Jahr nahezu verdoppelt haben. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Gesamtkriminalität unter dem Vor-Corona-Niveau liegt und die Aufklärungsquote ihren höchsten Stand seit 15 Jahren erreicht hat. Eine besondere Notwendigkeit zum Handeln sehe ich weiterhin im Bereich der Gewaltkriminalität. Gerade bei Gewalt, die im häuslichen Umfeld stattfindet oder sich gegen Frauen und Kinder richtet, müssen wir den Straf- und Verfolgungsdruck auf die Täter gesetzlich erhöhen. Nicht hinnehmbar ist auch die Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten, die erneut gestiegen ist. Hier braucht es eine gesamtgesellschaftliche Reaktion. Wir müssen diejenigen schützen, die uns jeden Tag schützen.“

Polizeipräsident Oliver Stepien: „Die Langzeitentwicklung der Kriminalstatistik ist grundsätzlich positiv zu bewerten und vor allem auch ein Verdienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizei des Landes Brandenburg, denen ich für ihre engagierte und motivierte Arbeit danke. Umso bestürzender ist es für mich, dass die Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten wieder einmal zugenommen hat. Statistisch mehr als drei Angriffe pro Tag – das ist nicht hinnehmbar. Mit besonderer Sorge betrachte ich auch die Entwicklung, dass Kinder und Jugendliche selbst zunehmend kinder- und jugendpornografische Inhalte in Gruppenchats wie WhatsApp und Instagram teilen und verbreiten. Fast die Hälfte aller Tatverdächtigen ist unter 18 Jahre alt. Neben unseren bisherigen Präventionsveranstaltungen an Schulen gilt es daher verstärkt dort zu wirken, wo insbesondere die Kinder und Jugendlichen unterwegs sind – in den sozialen Medien. Mit unserer Kampagne „Sei kein Teil davon“ möchten wir aufklären, sensibilisieren und dafür Sorge tragen, dass Kinder und Jugendliche geschützt werden und keine Straftaten begehen. Dieses Ziel kann allerdings nur erreicht werden, wenn Prävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe aufgegriffen und gelebt wird.“

Kriminalitätsentwicklung 2022 nach ausgewählten Deliktbereichen

Der Anstieg der Straftaten um 7,1 Prozent auf 170.204 Fälle (2021: 158.964) wird maßgeblich durch die Zunahme der Straftaten gegen das Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz bestimmt. Die Anzahl dieser Straftaten hat sich nahezu verdoppelt (2022: 14.941; 2021: 7.681).

Delikte der Diebstahlkriminalität bestimmen auch weiter vorrangig die Entwicklung der Gesamtkriminalität. Demnach waren 31,3 % aller erfassten Straftaten Diebstahldelikte (2021: 31,8 %). Die Anzahl der Diebstahlsdelikte ist gegenüber dem Vorjahr um 2.646 bzw. 5,2 % auf 53.218 Fälle gestiegen (2021: 50.572 Fälle).

Entscheidend beeinflusst wurde der Anstieg der Fallzahlen durch die Entwicklung bei Diebstählen in/aus Dienst-, Büro-, Lagerräumen von 2.659 auf 2.809 Fälle (+150 Fälle bzw. 5,3 %), Diebstahl an/aus Kraftfahrzeugen von 5.914 auf 6.987 Fälle (+1.073 Fälle bzw. +18,1 %), Ladendiebstahl von 7.295 auf 7.766 Fälle (+471 Fälle bzw. 6,1 %), sowie Wohnungseinbruchsdiebstahl von 1.869 Fälle auf 2.506 Fälle (+637 Fälle bzw. +34,1 %). Nur bei Diebstählen von Fahrrädern sank die Zahl der Fälle geringfügig von 10.252 auf 10.178 Fälle.

Delikte der Sachbeschädigung haben ebenfalls zugenommen. Hier wurde ein Anstieg um 434 Fälle (2022: 21.345; 2021: 20.911) verzeichnet.

Im vergangenen Jahr wurden 14.722 Körperverletzungen verzeichnet. Das waren 923 Fälle bzw. 6,7 % mehr als im Jahr 2021 (13.799 Fälle). Damit liegt der Anteil von Körperverletzungen an der Gesamtkriminalität bei 8,6 %.

Maßgeblich wird Gewaltkriminalität durch Fälle der gefährlichen und schweren Körperverletzungen geprägt (2022: 72,1 % bzw. 3.379 Fälle; 2021: 73,1 % bzw. 3.138 Fälle). Hier ist ein Anstieg der registrierten Straftaten um 241 Fälle festzustellen. Der Anteil der Gewaltkriminalität an den Straftaten gesamt lag bei 2,8 % (2021: 2,7 %).

Zu dem Bereich der Gewaltkriminalität zählen auch Delikte wie Vergewaltigung (2022: 272 Fälle; 2021: 261 Fälle), sowie versuchter Mord (2022: 9 Fälle; 2021: 8 Fälle) und Mord (2022: 2 Fälle; 2021: 8 Fälle) sowie versuchter Totschlag (2022: 22 Fälle; 2021: 17 Fälle) und Totschlag (2022: 7 Fälle, 2021: 8 Fälle).

Die erfassten Fälle von Gewaltkriminalität sind insgesamt um 9,1 % auf 4.685 Fälle (2021: 4.294 Fälle) gestiegen. Die Aufklärungsquote ist leicht zurückgegangen (2022: 81,5 %; 2021: 83,8 %).

In Brandenburg wurden vergangenes Jahr insgesamt 5.856 Straftaten im Zusammenhang mit Häuslicher Gewalt in der Polizeilichen Kriminalstatistik registriert. Im Vergleich zu 2021 ist es ein geringer Rückgang um 33 Fälle. Damit liegen die Fallzahlen weiterhin deutlich über den Vor-Pandemiezeiten. Fast 70 % der Fälle der Häuslichen Gewalt waren den Körperverletzungen zuzurechnen (2022: 68,9 % bzw. 4.034 Fälle; 2021: 68,3 % bzw. 4.023 Fälle). Des Weiteren wurden 870 Bedrohungen (2021: 828 Fälle), 77 Vergewaltigungen (2021: 83 Fälle), 247 Nötigungen (2021: 287 Fälle) und 361 Nachstellungen (2021: 369 Fälle) erfasst.

5.065 Tatverdächtige wurden ermittelt, davon war der Hauptanteil männlich (2022: 74,4 %; 2021: 76,3 %). Wie schon in den vergangenen Jahren waren weibliche Opfer am häufigsten von häuslicher Gewalt betroffen. Von den insgesamt 6.129 Opfern (2021: 6.125) waren 70,0 Prozent (2021: 70,0 %) weiblichen und 30,0 Prozent (2021: 30,0 %) männlichen Geschlechts.

In 2022 wurden 1.269 Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte registriert. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 98 Fälle bzw. 8,4 % mehr. Dabei wurden 2.414 Polizeibeamte als Opfer registriert, 237 mehr als im Vorjahr. Der Anstieg beträgt 10,9 %.

Ebenfalls gestiegen ist die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung um 332 Fälle bzw. 14,5 % auf 2.628 Fälle (2021: 2.296 Fälle). Ursächlich für die Gesamtentwicklung war die erneute Zunahme von Delikten der Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornographischer Schriften (+210 Fälle bzw. +31,3 % auf 880 Fälle). Auffällig ist bei dem Verbreiten, Erwerb, Besitz und Herstellen kinderpornographischer Inhalte, dass fast bei der Hälfte der Fälle (2022: 45,9 %; 2021: 43,9 %) Tatverdächtige im Alter unter 18 Jahren ermittelt wurden.

Die Zahl der registrierten Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern sank dagegen um 13 Fälle bzw. 3,3 % (2022: 398 Fälle; 2021: 411 Fälle). Die Zahl der Fälle der sexuellen Belästigung nach §184i StGB stieg um 32 Fälle auf 461 Fälle (2021: 429 Fälle; + 6,9 %).

Die Aufklärungsquote für die Gesamtzahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung lag bei 90,4 % (2021: 88,9 %). Der Anteil der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung an der Gesamtkriminalität betrug 1,5 % (2021: 1,4 %).

Bei der Rauschgiftkriminalität ist ein Rückgang um 1.309 Fälle bzw. 14,2 % auf 7.884 Fälle zu verzeichnen (2021: 9.193 Fälle)

Bei den registrierten Vermögens- und Fälschungsdelikten wurde im vergangenen Jahr ein leichter Rückgang um 48 Fälle bzw. -0,2 % auf 24.039 Fälle verzeichnet.

Hintergrund

Mehr Informationen zur Kampagne gegen die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie finden Sie auf dieser Seite.

 

 

Verantwortlich:

Ministerium des Innern und
für Kommunales
des Landes Brandenburg
Pressestelle

Henning-von-Tresckow-Straße 9-13
14467 Potsdam

Telefon: 0331 866-2060
Telefax: 0331 866-2666
presse@mik.brandenburg.de
www.mik.brandenburg.de
Zum Impressum des Ministeriums


Das könnte Sie auch interessieren