Die Zahl der Toten auf Brandenburgs Straßen ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Die Polizei registrierte nach noch vorläufigen Zahlen 121 Verkehrstote. Das waren 32,4 Prozent oder 58 Tote weniger als 2015. Innenminister Karl-Heinz Schröter nannte die Entwicklung bei der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz 2015 am Mittwoch in Potsdam „erfreulich“. Er sprach aber angesichts einer gestiegenen Zahl von Unfällen und Verletzten zugleich von einer „durchwachsenden Bilanz“. Nach den vorläufigen Zahlen ereigneten sich in Brandenburg im Jahr 2016 insgesamt 82.407 Verkehrsunfälle (2015: 80.978), bei denen 11.403 (11.004) Menschen verletzt wurden.
„Die immer noch zu hohe Zahl von Verkehrstoten in unserem Land ist im vergangenen Jahr glücklicherweise erheblich stärker zurückgegangen als im Bundesdurchschnitt. Mit 49 Verkehrstoten je eine Million Einwohner im Jahr 2016 besteht die Chance, dass Brandenburg die rote Laterne bei Verkehrstoten im Ranking der Bundesländer abgeben kann. Das muss für alle Beteiligten Ansporn sein, diese Entwicklung zu verstetigen“, sagte Schröter.
Handlungsbedarf sieht der Innenminister verstärkt auch bei Verringerung von Verkehrsunfällen, insbesondere Unfällen mit Personenschäden. „Wir können nicht hinnehmen, dass die Zahl der Verletzten und insbesondere der Schwerverletzten seit vier Jahren wieder kontinuierlich, wenn auch langsam ansteigt. Bei Schwerverletzten liegen wir mit 2.668 Personen derzeit über dem Startwert des Verkehrssicherheitskonzeptes der Landesregierung von 2012. Das ist alles andere als zufriedenstellend. Hier bedarf es dringender Ursachenforschung und eines energischen Einsatzes aller Möglichkeiten, um diese Entwicklung zu stoppen. Alle Seiten sind gefordert, zuallererst die Verkehrsteilnehmer selbst“, unterstrich Schröter.
Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Ergebnisse der Verkehrskontrollen der Polizei. Danach stieg die Zahl der festgestellten Geschwindigkeitsverstöße um sieben Prozent auf 1,54 Millionen (2015: 1,44 Millionen). Die Zahl der Fahrten unter Drogen erhöhte sich um 24,3 Prozent auf 1.440 (1.159). 4.005 Verkehrsteilnehmer wurden alkoholisiert hinter dem Steuer festgestellt, etwa ebenso viele wie im Jahr zuvor (4.016).
Zudem erhöhte sich die Zahl der Geschwindigkeitsunfälle um 12 Prozent auf 3.767 (3.364); die Zahl der Alkoholunfälle stieg auf 7,4 Prozent auf 1.148 (1.069). Die Zahl der Unfälle unter Drogen vermehrte sich um 26,8 Prozent auf 123 (97). 5.232-Mal krachte es wegen Missachtung der Vorfahrt, knapp ein Prozent öfter als 2015 (5.183). Leidglich die Zahl der Unfälle wegen eines zu geringen Abstandes verringerte sich um knapp ein Prozent auf 8.155 (8.537).
Zu den erfreulichen Entwicklungen zählten ein Rückgang der Motoradunfälle um 1,3 Prozent auf 1.326 (1.342), wobei auch die Zahl der getöteten Motorradfahrer um 42,3 Prozent von 26 auf 15 und die Zahl der verletzten Motoradfahrer um 4,3 Prozent von 818 auf 783 sanken. Auch die Zahl der Unfälle, die durch Junge Fahrer (18 – 24 Jahre) verursacht wurden, verringerte sich um 1,6 Prozent von 6.149 auf 6.049 Unfälle. Die Zahl der Baumunfälle erhöhte sich zwar um 2,5 Prozent auf 1.580 (1.42). Die Zahl der dabei getöteten Personen sank indessen um 58 Prozent von 69 auf 29.
Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke sagte: „Auch wenn wir weniger Verkehrstote im Jahr 2016 zu beklagen hatten, muss die ansteigende Zahl von Verletzten Anlass für die Polizei sein, flächendeckend Verkehrskontrollen mit hohem Entdeckungsrisiko für Verkehrssünder durchzuführen.“
Ein weiteres wesentliches Handlungsfeld 2017 ist im Transitland Brandenburg die Kontrolle des gewerblichen Personen- und Güterverkehrs. Zwei Drittel der LKW-Fahrer verursachten die Unfälle selbst. „Alleine 400 Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Lastkraftwagen mehr im Vergleich zum Vorjahr zeigen uns, dass wir dort einen Schwerpunkt setzen müssen. Da werden wir neben repressiven auch präventive Maßnahmen treffen“, so der Polizeipräsident. Er verwies zudem auf das positive Fazit der Zusammenarbeit mit den Trägern der Verkehrssicherheit im Jahr 2016.
Verkehrsministerin Kathrin Schneider: „Nach wie vor sind die Hauptursachen für die Unfälle, zu schnelles Fahren, Alkohol- und Drogenkonsum. Immer stärker zu nimmt die Ablenkung durch technische Geräte im Auto. Deshalb werden wir unsere Verkehrssicherheitsarbeit konsequent fortsetzen. Unsere Kampagne „Lieber sicher. Lieber leben“ haben wir vor genau 20 Jahren gestartet und wir werden sie weiter führen, genauso wie unsere Unterstützung für die Netzwerke vor Ort. Im Straßenbau setzen wir die Schulwegsicherung und die Entschärfung von Unfallschwerpunkten fort."
Um die Sicherheit auf den Straßen des Landes zu erhöhen, investieren die Ministerien für Inneres und Infrastruktur seit Beginn der Legislatur jährlich 500 Tsd. Euro zusätzlich. 250 Tsd. Euro davon stellt das Innenministerium unter anderem für die Förderung von Präventionsprojekten im Bereich der Verkehrssicherheit. Die andere Hälfte wird vom Infrastrukturministerium für straßenbauliche Maßnahmen zur Entschärfung von Unfallschwerpunkten eingesetzt. Zusätzlich stehen 450 Tsd. Euro für die Förderung von Vorhaben der Schul- und Spielwegsicherung zur Verfügung. Damit werden unter anderem die Installation von Ampeln an Straßenkreuzungen und -Übergängen oder Lichtmasten an Radwegen finanziert.
In den nächsten Jahren fortgesetzt wird die Verkehrssicherheitskampagne „Lieber sicher. Lieber leben“. Seit genau 20 Jahren wird mit zielgruppespezifischen Aktionen für verantwortungsvolles Verhalten geworben. Anlässlich des Jubiläums, wird es eine Tour der Kampagnenbotschafter, der sogenannten Schutz(B)engel, durch 20 Einkaufszentren des Landes geben. Neben zahlreichen anderen Aktionen, werden in Zusammenarbeit mit der Filmuniversität Potsdam Babelsberg und der Versicherung „Direct Line“ zwei neue Kinospots produziert und in den Kinos im Land gezeigt.
Das Ministerium kooperiert mit zahlreichen Institutionen, wie dem Netzwerk Verkehrssicherheit, den Auto- und Fahrradclubs, Krankenkassen, Versicherungen dem Fahrlehrerverband und der Filmuniversität. Das ehrenamtliche Engagement von zahlreichen Bürgerinnen und Bürger in der Verkehrswacht Brandenburg unterstützt das Ministerium mit 250 Tsd. Euro jährlich. Mehr zum Thema:
Internet:
www.mil.brandenburg.de/sixcms/detail.php/bb1.c.138156.de