Für das Jahr 2020 registrierte die Polizeidirektion Süd in den Landkreisen Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster und Spree-Neiße sowie in der kreisfreien Stadt Cottbus erneut weniger Straftaten als in den Vorjahren. Insgesamt wurden 40.736 Fälle (2019: 42.160) erfasst. Dies entspricht einem Rückgang von 1.424 Fällen bzw. 3,4 % im Vergleich zum Vorjahr.Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2020 auf 52,9 % (2019: 56,2 %). Damit liegt der Anteil der aufgeklärten Straftaten auch weiterhin über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre.
Die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen lag bei 15.411 (2019: 16.461). Die Kriminalitätshäufigkeitsziffer (Anzahl der bekannt gewordenen Straftaten pro 100.000 Einwohner) beträgt 6.842 (2019: 7.064). Für das gesamte Land Brandenburg liegt die Kriminalitätshäufigkeitsziffer bei 6.461.
Diese Kriminalitätsentwicklung ist jedoch vor dem Hintergrund der weltweiten Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 und der damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen zu bewerten. Die notwendigen Grundrechtsbeschränkungen haben zu Veränderungen in der Gestaltung des Alltags vieler Menschen geführt. Die hieraus resultierenden Änderungen der Tatgelegenheiten hatten maßgeblichen Einfluss auf das Kriminalitätsgeschehen.
„Die Auswertung des Kriminalitätsgeschehens für das Jahr 2020 bestätigt grundsätzlich den Trend der letzten 10 Jahre. Gleichwohl sind für eine Bewertung die besonderen Umstände des Pandemiejahres zu berücksichtigen. Auch wenn in einzelnen Deliktsbereichen sinkende Fallzahlen zu verzeichnen sind, ist vor allem der erhebliche Anstieg von Fällen häuslicher Gewalt erschreckend.“
Sven Bogacz, Leiter der Polizeidirektion Süd
Einwicklung in ausgewählten Deliktsbereichen
Diebstahlskriminalität bleibt konstant
Der größte Anteil an der Kriminalität entfällt in Südbrandenburg auch weiterhin auf Diebstahlsdelikte. Mit 15.207 Straftaten (2019: 15.080) verbleiben die Fallzahlen auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr. Hierzu zählen auch die Delikte der Beschaffungskriminalität durch Betäubungsmittelkonsumenten. Damit ist die Diebstahlkriminalität auch immer ein Indikator für die tatsächliche Betäubungskriminalität. Auch wenn die Zahl der Rauschgiftdelikte um etwa 14,7% auf 1.718 Fälle (2019: 2.012) statistisch sank, ist daher von einem nicht unerheblichen Dunkelfeld auszugehen.
Ein deutlicher Anstieg der erfassten Fälle ergibt sich im Bereich der Diebstähle aus Kellerräumen oder Böden. Hier stiegen die Fallzahlen um 41,9 % auf 1.629 (2019: 1.148). Diebstähle aus Geschäften wurden der Polizei mit nun 2.192 Fällen (2019: 2.052) ebenfalls häufiger angezeigt als noch im Vorjahr. Auch die Fälle von Diebstählen aus Firmengebäuden und Büros stieg auf 925 Fälle (2019: 895). Gleichzeitig sanken die Diebstähle aus Wohnungen auf 741 (2019: 827) sowie aus Gärten und Bungalows auf 546 (2019: 727). Fahrraddiebstähle registrierte die Polizeidirektion Süd im Jahr 2020 3.396 (2019: 3.570). Die entspricht einem Rückgang von 4,9 %.
Die Diebstahlskriminalität im Zusammenhang mit Kraftfahrzeugen blieb mit 2.140 (2019: 2.141) im Vergleich zum Vorjahr konstant. Davon entfallen 570 Fälle (2019: 556) auf Diebstähle von Kraftfahrzeugen und 1.570 Fälle (2019: 1.585) auf Diebstähle aus dem Fahrzeuginneren oder von Fahrzeugteilen.
Betrugsdelikte
Die Zahl der erfassten Betrugsdelikte sank zwar auch im Jahr 2020 weiter um 12,5%. Insgesamt erfasste die Polizeidirektion Süd 3.872 Fälle (2019: 4.421) und damit etwa halb so viel wie noch im Jahr 2012 (2012: 7.193). In Einzelfällen entstehen jedoch hohe Schäden, beispielsweise durch Enkeltrickbetrügereien. Hierbei werden vornehmlich Senioren Opfer dieser international agierenden Banden und verlieren dabei ihr Erspartes. Vor allem diese perfiden Trickanrufe treten weiterhin gehäuft auf.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Für das Jahr 2020 wurden 451 (2019: 568) Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung erfasst. Darin enthalten sind 93 Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern(2019: 143) und 63 Fälle von Kinderpornografie (2019: 91). Diese Ermittlungen im Bereich der Kinderpornografie, die vor allem auch im Internet und im Darknet stattfinden, sind auch zukünftig eine große Herausforderung für die Polizei in ganz Deutschland.
Deutlich mehr Häusliche Gewalt
Im Jahr 2020 registrierte die Polizeidirektion Süd insgesamt 1.160 Straftaten (2019: 981) im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Das entspricht einem Anstieg von 179 Fällen bzw. 18,2%. Das zeigt sich vor allem in der Zunahme von Rohheitsdelikten. Die Zahl der erfassten Körperverletzungen stieg beispielsweise um 127 bzw. 18,5% auf 814 (2019: 687). Die Zahl der Bedrohungen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt stieg ebenfalls auf 128 (2019: 94). Als Tatverdächtige ermittelt wurden in diesem Deliktsbereich 908 Personen (2019: 771), 146 waren nichtdeutscher Herkunft (2019: 113).
Tatverdächtige
Weiterhin treten Männer deutlich häufiger mit strafbaren Handlungen in Erscheinung als Frauen. Von den im Jahr 2020 ermittelten 15.411 Tatverdächtigen (2019: 16.461) waren 11.647 Männer. Dies entspricht einem Anteil von 75,6 %.
2.678 erfasste Tatverdächtige waren 21 Jahre alt oder jünger (2019: 3.181). Das entspricht mit einem Anteil von auf 17,4% (2019: 19,3%) der demografischen Entwicklung in Südbrandenburg. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 5.095 nichtdeutsche Tatverdächtige (2019: 5.286) ermittelt. Das entspricht einem Anteil von 33,1% (2019: 32,1%). Darunter sind 2530 Fälle im Zusammenhang mit Verstößen gegen das Ausländergesetz und Asylverfahrensgesetz, die nur von dieser Personengruppe begangen werden können.
Politisch Motivierte Kriminalität
Die Polizeidirektion Süd registrierte im Jahr 2020 insgesamt 533 Straftaten (2019: 713) mit einer politischen Motivation. Das entspricht einem Rückgang von etwa 25 % im Vergleich zum Jahr mit der Landtagswahl 2019. Zu diesen Anlässen werden häufig Straftaten, wie das Beschädigen von Wahlplakaten, begangen. Mit 400 erfassten Fälle (2019: 501) sind weiterhin etwa dreiviertel der politischen Kriminalität rechtsmotiviert.
50 Straftaten (2019: 123) sind aus einer politischen linken Motivation begangen worden. Ausländische Ideologien waren in zwei (2019: 4), religiöse Ideologien in acht (2019: 3) Fällen das Motiv. 73 Fälle konnten keiner Kategorie zugeordnet werden. Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2020 bei 57% (2019: 51%)
Etwa 6% der erfassten politisch motivierten Straftaten sind Gewaltdelikte. Von den 31 Fällen (2019: 26) sind 20 (2019: 18) dem Phänomenbereich PMK-rechts und vier (2019: 7) der PMK-links zuzuordnen. Ein Gewaltdelikt war durch eine religiöse Ideologie motiviert, sechs Fälle konnten keiner der Kategorien zugeordnet werden. Die Aufklärungsquote liegt bei 71%.