Gesamtzahl der Straftaten wieder gesunken - Anzahl der Tatverdächtigen gestiegen
Frankfurt (Oder) - Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Ost wurden im Jahr 2021 insgesamt 47.303 Straftaten registriert. Die Fallzahlen sanken demnach gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 774 Taten.
Die Aufklärungsquote sank leicht auf 58,1 Prozent und lag damit um ein Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Mit diesem Wert liegt die Polizeidirektion Ost trotzdem über dem Landesdurchschnitt von 55,7 Prozent.
Statistikwerte bei Tatverdächtigen, auch nichtdeutscher Herkunft, über Vorjahresniveau
Im Jahr 2021 sind innerhalb der Direktion Ost insgesamt 21.174 Tatverdächtige ermittelt worden (2020: 20.572). Personen nichtdeutscher Herkunft waren daran mit 34 Prozent (= 7.200 Tatverdächtige) beteiligt. Damit stieg nicht nur die absolute Zahl des Anteils nichtdeutscher Tatverdächtiger im geringen Maße, auch prozentual ist eine leichte Erhöhung gegenüber dem Vorjahr festzustellen (2020: 28,7 Prozent oder 5.911Tatverdächtige).
Glatte 21 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen (in Zahlen: 4.451) gehörten der Altersgruppe der unter 21-Jährigen an. Zum Vergleich - 2020 waren es noch 19,9 Prozent oder 4.084 in der Gesamtzahl.
Schaut man auf die genaue Altersstruktur, bilden diesmal die Heranwachsenden (18 bis unter 21) mit 1.740 die größte Gruppierung. 2020 hatte diese Altersgruppe noch einen Anteil von 1.497 Tatverdächtigen gestellt. Es folgen die Spitzenreiter der vorherigen Jahre, die Jugendlichen, welche im Jahr 2021 auf eine Gesamtzahl von 1.634 Tatverdächtigen ( 2020 – 1.612) kam. Auch bei den tatverdächtigen Kindern (unter 14 Jahre) verzeichnet die Statistik eine erhöhte Anzahl von 975 im Jahr 2020 auf nunmehr 1.077.
Rückgang bei den Diebstahlsdelikten – Trotzdem bestimmt dieser Deliktsbereich weiterhin maßgeblich das Gesamtbild
Mit insgesamt 13.092 Straftaten (2020 noch 14.880) und einem Anteil von knapp 26,7 Prozent bestimmen die Diebstahlsdelikte maßgeblich das Gesamtbild der Kriminalitätslage in der Polizeidirektion Ost. 27,3 Prozent dieser Straftaten konnten geklärt werden. Sowohl die Zahlen der Diebstähle unter erschwerenden Umständen (von 7.727 auf nunmehr 6.714) als auch die der einfachen Diebstahlshandlungen (von 7.153 auf 6.378) verringerten sich.
Schauen wir auf die einzelnen Ergebnisse, so sehen wir bei den Diebstählen von Kraftwagen eine Abnahme von 548 auf jetzt 541. Im Jahr 2013 lag die Zahl im Übrigen noch bei 1.162 entwendeten Fahrzeugen. Bei Diebstählen an/aus Kfz wurden 1.653 Taten registriert (2020 noch 1.851). Diebstähle in/aus Wohnungen (im besonders schweren Fall) wurden 468 mal angezeigt. Das ist ein doch deutlicher Rückgang zum Vorjahr mit damaligen 663 Tatgeschehen. Dieser Rückgang folgt dem Trend im ganzen Land Brandenburg. Bei gleichbleibenden Tatgelegenheiten könnte das Entdeckungsrisiko gestiegen sein, da infolge der Regelungen zur Pandemiebekämpfung Reisemöglichkeiten eingeschränkt und vermehrt im Home Office gearbeitet wurde. Von der Gesamtzahl blieben 215 Fälle im Versuch stecken (45,9 Prozent). Im Jahr zuvor lag der Anteil der Versuche am Gesamtaufkommen noch bei 44,9 Prozent. Auch wenn weiterhin noch reichlich Luft nach oben ist, lässt die Steigerung doch den Schluss zu, dass der technischen Sicherung (z. B. von Türen und Fenstern) immer mehr die nötige Aufmerksamkeit gewidmet wird. Jeder Interessierte kann dazu einen Termin mit dem Sachgebiet Prävention in den jeweiligen Inspektionen vereinbaren. Die Beratung ist kostenlos, aber ganz sicher nicht umsonst!
Auch beim Thema Fahrraddiebstähle konnte die Direktion Ost mit 2.015 Taten einen doch erheblichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahreswert von 2.454 Delikten bilanzieren. Bungalows und Gartengrundstücke wurden 2021 in insgesamt 573 Fällen zu Zielobjekten von Dieben. Somit verzeichnete die Direktion Ost hier noch einmal eine deutliche Abnahme der Fallzahlen gegenüber dem Vorjahr (686). Natürlich haben wir auch ein besonderes Auge auf das Deliktsfeld Einbruchsdiebstähle in/ aus Firmen und Baustellen. Und das trotz auch hier sinkender Zahlen (von 842 derartiger Taten auf nunmehr 769).
Der Rückgang des Grenzverkehrs Deutschland/Polen, der sich durch die Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 ergab, hatte hier sicherlich einen nicht wegzuredenden Einfluss.
Betrugsdelikte – Leichter Rückgang, aber weiterhin sind Täter aktiv
Bei den folgenden statistischen Angaben ist zu beachten, dass es sich hier um alle Betrugsarten handelt und nicht nur um die immer wieder in der Öffentlichkeit diskutierten Tathandlungen des sog. „Enkeltricks“. So finden beispielsweise auch der Waren-/Kreditbetrug, die Computerbetrügereien und der Tankbetrug Eingang in diese Statistik.
Im Jahr 2021 wurden 4.462 Betrugsfälle angezeigt (2020 waren es noch 5.070 Taten). Dies ergibt einen Anteil von 9,4 Prozent an der Gesamtkriminalität (2020: 10,4 Prozent).
Natürlich können die Zahlen nur das widerspiegeln, was der Polizei auch tatsächlich bekannt geworden ist. Deshalb, zeigen Sie keine falsche Scham, und erstatten Sie Anzeige, wenn Sie Opfer einer solchen Tat wurden!
Aufklärungsquote bei Gewaltstraftaten weiterhin hoch
Positiv zu bewerten sind die hohen Aufklärungsergebnisse bei schweren Gewaltstraftaten, wie zum Beispiel Straftaten gegen das Leben mit 84,6 Prozent sowie bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung mit 90,6 Prozent. In diesen Deliktsfeldern geht dies zum Teil auch mit recht deutlichen Rückgängen der Fallzahlen einher. So sank die Gesamtzahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von 670 im Jahr 2020 auf 614 im jetzigen Berichtszeitraum. Bei Straftaten gegen das Leben verzeichneten wir 13 statt zuvor 14 Fälle.
Ebenso erfreulich sind die Rückgänge im Bereich der Gewaltkriminalität von 1.495 auf 1.304. Coronabedingt ist die Durchführung von Veranstaltungen und großen Ansammlungen von Personen im Jahr 2021 stark zurückgegangen. Unter Einwirkung von Alkohol kann es da bekanntlich auch immer wieder zu Rohheitsdelikten kommen. Das Fehlen der Gelegenheit macht sich bei den Zahlen in der Kriminalitätsstatistik durchaus bemerkbar.
Die Zahl der Gewaltstraftaten unter Beteiligung von Zuwanderern stieg im Vergleich zu 2020 (damals 161) im jetzigen Berichtszeitraum mit 175 Fällen leicht an. Insgesamt 211 Zuwanderer sind im Jahr 2021 als Tatverdächtige ermittelt worden (2020 insgesamt 203 Fälle).
In 151 Fällen wurden Zuwanderer im Jahr 2021 Opfer von Gewaltstraftaten (2020 waren es noch 132 Fälle).
Bei den Opfern häuslicher Gewalt ist der Frauenanteil wie im vorangegangenen Berichtszeitraum exorbitant höher als jener der Männer. 932 weiblichen steht eine Zahl von 415 männlichen Geschädigten gegenüber. 2020 waren es 1.106 Frauen und 422 Männer gewesen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden.
In Fällen häuslicher Gewalt werden durch die einschreitenden Beamten die Täter i. d. R. der Wohnung verwiesen und Strafanzeigen von Amts wegen aufgenommen, wenn dies nicht ohnehin durch die Geschädigten gewünscht ist. Ihnen wird in solchen Situationen regelmäßig ein Merkblatt mit Handlungsempfehlungen und Kontakten zu Opferschutzorganisationen oder Beratungsstellen ausgehändigt. Zudem sind auf dem Merkblatt Internetadressen benannt, auf denen die Geschädigten ergänzende Informationen erlangen können (bspw. „www.polizei-beratung.de“)
Insofern werden die Präventionsangebote oder in dem Fall besser Informations- und Hilfsangebote anlassbezogen direkt an die Geschädigten übermittelt.
Darüber hinaus gibt es in den Polizeiinspektionen Opferschutzbeauftragte, welche beratend unterstützen können.
Gewalt gegen Polizeibeamte reißt nicht ab
2021 wurden in der Direktion Ost mehr Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte erfasst als im Jahr zuvor. Waren es 2020 noch 413 derartige Taten gewesen, wurden 2021 insgesamt 436 registriert. Dabei ging es vor allem um Körperverletzungs- und Widerstandsdelikte. Darüber hinaus fielen Delikte wie Nötigung, Bedrohung und Beleidigung an. Bei Letzterem zählte die Polizei 2020 noch 105 Taten, während es 2021 dann bereits 121 angezeigte Vorfälle waren.
Widerstandshandlungen flossen mit einer Zahl von 200 in die Statistik ein. In 73 Fällen kam es zu tätlichen Angriffen (ohne vorherige Interaktion) auf Polizeibeamte. Und 44 dieser Angriffe geschahen unter dem Einfluss von Alkohol. Wie überhaupt konstatiert werden muss, dass die enthemmende Wirkung von Alkohol im Vorfeld der Tatbegehung eine der bedeutendsten Ursachen für die Anwendung von Gewalt gegen Polizeibeamte darstellt. Bei den Widerstandshandlungen standen beispielsweise in 117 Fällen die Delinquenten unter Alkoholeinfluss.
Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger sank auf einen Wert von 15,7 Prozent, nachdem dieser Anteil im Jahr zuvor noch 22,6 Prozent betragen hatte.
Zahl der Angriffe auf Amts- und Mandatsträger geringfügig gesunken
Hier auch einmal ein Blick zu Angriffen auf Amts- und Mandatsträger: Im Gegensatz zum Aufkommen im gesamten Land Brandenburg (von 104 auf 161) sank deren Zahl in der Direktion Ost von 34 im Jahr 2020 auf 32 im jetzigen Berichtszeitraum.
Steigende Fallzahlen im Bereich Rauschgiftkriminalität – Aufklärungsquote gestiegen
Deutlich erhöht hat sich das Straftatenaufkommen im Bereich der Rauschgiftkriminalität. Deren Zahl stieg von 3.107 Fällen im Jahr 2020 auf 3.495 im Jahr darauf. Die Aufklärungsquote hat sich 2021 gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr 93,4 Prozent erhöht (2020: 92,4 Prozent).
Im November erhielt so beispielsweise ein 34-jähriger Berliner Besuch von Ermittlern der Kriminalpolizei der Direktion Ost. Er hatte über einen längeren Zeitraum Betäubungsmittel im größeren Umfang erworben und dann insbesondere im Landkreis Barnim gewinnbringend weiterveräußert. Dabei half ihm ein 29 Jahre alter Komplize, der im Barnim zuhause war und sich dort ebenfalls Ermittlern gegenübersah. Letztlich fanden die Beamten in den Wohnungen des Duos sowie einem Gewerbeobjekt mehrere Kilogramm an Drogen. Auch Bargeld in fünfstelliger Höhe stellten die Kriminalisten sicher. Die beiden Delinquenten werden sich vor Gericht zu verantworten haben.
Zahl der politisch motivierten Straftaten gestiegen – aber auch mehr Tatverdächtige konnten ermittelt werden
Die Gesamtzahl der politisch motivierten Straftaten stieg im vergangenen Jahr recht deutlich auf nunmehr 997 Taten (gegenüber 718 im Jahr 2019) an. Von diesen 997 Taten konnten 492 aufgeklärt und dabei 620 Tatverdächtige ermittelt werden. Im Jahr davor waren es noch 420 aufgeklärte Fälle mit 492 Tatverdächtigen gewesen.
Ein Erklärungsansatz ist sicher die derzeitige gesellschaftliche Diskussion um die Bestimmungen zur Pandemiebekämpfung. Die Corona-Krise trifft unsere Gesellschaft zu einer Zeit, in der anschwellender Extremismus das friedliche Zusammenleben in zunehmendem Maße herausfordert. Bei der Bundestagswahl 2021 prallten darüber hinaus widerstreitende politische Ansichten aufeinander und kamen bei der Auseinandersetzung nicht immer legitime Methoden zur Anwendung.
Der höchste Anteil der Straftaten liegt weiterhin im Bereich der
Propagandadelikte. Die Direktion Ost registrierte hier eine Zahl von 339 Taten, wohingegen es im letzten Berichtszeitraum noch 466 Fälle gewesen waren.
Der qualitative Schwerpunkt findet sich in diesem Berichtszeitraum trotz eines leichten Rückgangs der Fallzahlen wieder bei der rechtsmotivierten Kriminalität. In diesem Phänomenbereich wurden 2021 insgesamt 537 Fälle gezählt. Im Jahr zuvor waren es noch 576 Taten gewesen.
Bei der linksmotivierten Kriminalität stieg die Fallzahl um mehr als das Doppelte und lag 2021 bei 101 registrierten Delikten (2020 waren es noch 48). Dies ist maßgeblich auf die bereits beschriebene Auseinandersetzung vor der Bundestagswahl (z. B. abgerissene Wahlplakate) zurückzuführen.
Im Jahr 2021 sind in der Direktion Ost zwölf Fälle (2020: fünf Fälle) bekannt geworden, bei denen Bezüge zur politisch motivierten Ausländerkriminalität gesehen werden. Aufgeklärt wurden 75 Prozent der Taten, was nicht an die einhundertprozentige Aufklärungsquote im Jahr davor anknüpfen konnte. Doch sollte sich der Blick bei der Bewertung dessen auf die geringen Fallzahlen richten, um diesen vermeintlichen Rückgang in richtige Relation zu setzen.
Gestiegen ist hingegen die Gesamtzahl bei den politisch motivierten Gewaltdelikten. Im Jahr 2020 wurden noch 30 Gewaltstraftaten registriert. Im Jahr 2021 waren es dann 42. Damit reiht sich die Direktion Ost in den allgemeinen Landestrend ein.
Während die Gewaltstraftaten im linksmotivierten Deliktsfeld von drei auf nun zwei sanken, gingen im gleichen Zeitraum 31 Delikte (2020: 23) auf das Konto von rechtsgerichteten Tätern. Der Schwerpunkt liegt also wie bereits in den Vorjahren bei der politisch rechts motivierten Gewalt. Die Aufklärungsquote bei politisch motivierten Gewaltstraftaten von rechter Seite hatte im Jahr 2021 einen Wert von 97 Prozent erreicht, wohingegen sie im Jahr zuvor noch bei 96 Prozent gelegen hatte. Die beiden Gewaltdelikten der linken Seite konnten nicht aufgeklärt werden.