Geprägt von den Auswirkungen der Maßnahmen aus der Eindämmungsverordnung des Landes Brandenburg im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie kam es im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion auch im Jahr 2020 zu einem Rückgang der Kriminalitätsentwicklung. Wie bereits in den Jahren 2018 und 2019 sank die Gesamtfallzahl weiter ab. Insgesamt wurden in der Polizeidirektion Nord für das vergangene Jahr 23.553 Straftaten (2019: 24.570) erfasst, von denen 13.869 Straftaten aufgeklärt werden konnten. Die Aufklärungsquote stieg im Vergleich zu 2019 von 58,6 % auf 58,9 % und liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt von 56,4%.
Die so genannte Kriminalitätshäufigkeitszahl (Anzahl der Straftaten hochgerechnet auf 100.000 Einwohner) sank von 6.352 aus dem Vorjahr auf 6.071. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, weiterhin deutlich unter dem Landesdurchschnitt (6.461) liegt.
Im Jahr 2020 wurden insgesamt 9.836 Tatverdächtige (TV) ermittelt (2019: 9.940). Das entspricht einem Rückgang von - 1,0 % bzw. - 104 Tatverdächtige, wobei 427 Kinder (-47), 895 Jugendliche (-102), 745 Heranwachsende (+ 54) und 7.769 Erwachsene (ab 21 Jahren) (- 9) ermittelt wurden. Von den insgesamt 9.836 Tatverdächtigen waren 1.622 (+6) nichtdeutscher Herkunft. Die Zahl der tatverdächtigen Zuwanderer sank von 607 auf 603 (- 4 TV bzw. - 0,7 %).
Bei den nichtdeutschen Tatverdächtigen bilden polnische Staatsbürger die stärkste Gruppe (212 Tatverdächtige, - 16), vor 146 Rumänen (- 16), 140 Afghanen (+ 19), 123 Syrern (- 61), 127 Straftätern aus der Russischen Föderation (- 4) und 66 türkischen Staatsbürgern (+ 4).
Für den Landkreis Prignitz wurden 4.380 Straftaten erfasst (+ 20), von denen 2.758 aufgeklärt werden konnten (AQ 63,0%). In Ostprignitz-Ruppin wurden 7.145 (- 506) Straftaten registriert. Davon konnten 4.515 Straftaten aufgeklärt werden (AQ 63,2%). Im Landkreis Oberhavel wurden 12.028 (- 531) Straftaten registriert, von denen 6.596 Straftaten aufgeklärt wurden (AQ 54,8%).
Die Kriminalitätsentwicklung im Einzelnen:
Im Bereich der Gewaltkriminalität sank die Zahl der erfassten Fälle von 792 Straftaten auf 713 Straftaten
(- 79 Fälle), von denen 85,7 % (738 Tatverdächtige) aufgeklärt werden konnten. Die Deliktfelder der Gewaltkriminalität zeigen folgende Tendenzen auf: Mord: 3 Fälle (+ 2), Totschlag und Tötung auf Verlangen: 6 Fälle (- 1), Vergewaltigung und sexuelle Nötigung: 36 Fälle (- 15), Raub: 115 Fälle (- 17), Körperverletzung mit Todesfolge: kein Fall (- 2), gefährliche und schwere Körperverletzung: 553 Fälle (- 46), erpresserischer Menschenraub (keine Straftaten), Geiselnahme (keine Straftaten), Angriff auf Luft- und Seeverkehr (keine Straftaten)
Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung kam es im Jahr 2020 zu einem Rückgang um 13 Fälle auf 338 erfasste Straftaten. Ebenso sank auch die Gesamtanzahl der erfassten Straften des sexuellen Missbrauchs von Kindern (-34 Fälle) auf 71 erfasste Fälle (2019: 105 Delikte). Hingegen stieg die Zahl der sexuellen Belästigungen gem. § 184i StGB um + 12 Delikte auf 63 erfasste Fälle an.
Die Diebstähle insgesamt sanken um 678 auf 7.010 Fälle ab. Hierbei kam es zu Rückgängen bei den Diebstahlshandlungen von Kraftwagen einschließlich unbefugter Gebrauch (- 24), des Diebstahls von Moped/Krad einschließlich unbefugte Gebrauch (- 4) sowie Diebstahl von Fahrrädern einschließlich unbefugter Gebrauch (- 333). Hingegen stieg die Zahl der Wohnungseinbruchsdiebstähle von 319 Delikte für das Jahr 2019 auf 425 erfasste Fälle (+ 106 bzw. + 33,2%) an. Ursächlich waren hier insbesondere gravierende Steigerungsraten in den Monaten Oktober 2019 bis Februar 2020. Mit dem Beginn der Regelungen zur Eindämmungsverordnung im Land Brandenburg kam es dann aber beginnend mit dem Monat März 2020 zu einem Rückgang der Fallzahlen.
Auch bei den Betrugsdelikten im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte kam es zu einer rückläufigen Entwicklung. So sank die Fallzahl der Betrugsdelikte von 2.714 auf 2.610 erfasste Fälle (- 104 bzw. – 3,8 %) ab. Hingegen stieg die Zahl des Warenkreditbetruges von 1.441 auf 1.446 erfasste Fälle (+5) leicht an. Ebenso stieg die Zahl der Betrugsdelikte mittels rechtswidrig erlangter Zahlungskarten ohne PIN (Lastschriftverfahren) um 59 auf 81 Fälle an. Der Computerbetrug mittels rechtswidrig erlangter Zahlungskarten mit PIN sank hingegen um 6 Fälle auf 54 erfasste Straftaten. Taten des Erschleichens von Leistungen stieg von 258 erfasste Fälle auf 283 Taten für das Jahr 2020 (+ 25) leicht an, hingegen Tankbetrugshandlungen sanken erheblich um 199 Fälle (- 27,5%) auf 524 erfasste Straftaten. Ein besonderer Anstieg ist im Bereich des Betrugsphänomens Enkeltrick bzw. angeblicher Polizeibeamter zu vermerken. Vor allem bei der Masche des angeblichen Polizeibeamten verdreifachte sich die Anzahl der angezeigten Fälle auf 277.
Die Gesamtanzahl der Körperverletzungsdelikte (KV-Delikte) sank im Jahr 2020 um - 63 erfasste Fälle (2020: 2.654 Fälle; 2019: 2.717 Fälle). Die Aufklärungsquote bei den KV-Delikten liegt mit 92,1 % stabil.
Hierbei ist die Anzahl der erfassten Straftaten im Bereich der vorsätzlichen einfachen Körperverletzung mit 1.923 zum Vorjahr (1.922 erfasste Fälle) stabil geblieben. Bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungsdelikten sank die Anzahl der erfassten Fälle von 599 auf 553 (- 46 bzw. - 7,7%) ab. Die Zahl deutscher Tatverdächtigen stieg bei den KV-Delikten von 1.791 auf 1.815 TV, die Zahl nichtdeutscher TV sank hingegen von 393 auf 389 TV und die der Zuwanderer von 212 auf 197 TV. Feststellbar ist aber auch, dass entgegen dem Vorjahr 2019 die Tathandlungen von Kindern (- 20 TV) sowie der Jugendlichen (- 38 TV) bei Köperverletzungsdelikten wieder gesunken ist. Bei Heranwachsenden (+ 4 TV) sowie Erwachsene (+ 74 TV) sind hingegen Steigerungen festzustellen.
Die Anzahl der erfassten Straftaten im Häuslichen Umfeld sank entgegen der Trendentwicklung im Land Brandenburg von 1.124 erfasste Fälle auf 1.059 erfasste Fälle. Hingegen stieg die Anzahl der Wohnungsverweisungen von 95 auf 104 Verweisungen an.
Die Anzahl der Diebstähle in/aus Firmen sank um 37 Fälle auf 470 Delikte, die niedrigste Zahl seit vielen Jahren - 2016 (881), 2017 (736), 2018 (596), 2019 (507)!
Die Zahl der Rauschgiftdelikte stieg signifikant an. In diesem Bereich wurden 1.403 Fälle registriert, welches eine Steigerung um + 185 Fälle im Vergleichsjahr 2019 (2019: 1.208 Fälle) darstellt. Bei Rauschgiftdelikten handelt es sich regelmäßig um Kontrolldelikte. Je mehr kontrolliert wird, je mehr Sachverhalte werden bekannt. Im Rahmen von Ermittlungsverfahren werden bspw. bei der Umsetzung von Durchsuchungsbeschlüssen elektronische Medien oder Smartphone sichergestellt oder beschlagnahmt, in deren Folge es durch die Auswertung zu neuen weiterführenden Strafanzeigen (zumeist Konsumenten) kommt.
Im Bereich der Politisch Motivierten Kriminalität sank die Zahl der erfassten Straftaten nach den Wahlen 2019 zur Europa- und Kommunalwahl sowie zur Landtagswahl von 543 Fälle auf 434 Fälle (- 109 bzw. – 20,1 %) ab, aufgeklärt werden konnten 238 Fälle. Die Aufklärungsquote liegt bei 54,8 %.
Zur Gesamtzahl der PMK-Straftaten gehörten 341 (-19) Fälle zur rechts motivierten Kriminalität und 16
(- 70) Fälle zur links motivierten Kriminalität. Die Anzahl der Straftaten der politisch motivierten Ausländerkriminalität, z.B. in Form deutschfeindlicher Beleidigungen oder körperlicher Angriffe, stieg von 3 auf 8 Fälle (+ 5) an. Insgesamt 69 Fälle (- 25) waren keiner Richtung zuzuordnen.
Der Anteil der Gewaltdelikte innerhalb der politisch motivierten Kriminalität sank auf 18 Fälle (- 14). Davon waren 9 (- 13) politisch motivierte Gewaltstraftaten rechts motiviert und 1 Fall (- 2) links motiviert. Ein Fall
(- 2) war der Politisch motivierten Ausländerkriminalität zuzurechnen. Insgesamt 7 Fälle (+ 3) der Gewaltdelikte konnten nicht eindeutig zugeordnet werden.
In der Prignitz wurden 72 (- 3) politisch motivierte Delikte, für Ostprignitz-Ruppin insgesamt 172 (+34) und für Oberhavel 190 (- 140) erfasst.