Kriminalitätsentwicklung der Polizeidirekiton Nord für das Jahr 2021

„Der Norden ist weiterhin sicher“, erklärte der Leiter Polizeidirektion Nord, Frank Storch.

PD Nord

Überregional

Kategorie
Daten und Fakten
Tags
Straftaten
Datum
12.04.2022

Geprägt von den Auswirkungen der Maßnahmen aus der Eindämmungsverordnung des Landes Brandenburg im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ist die Kriminalität im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Nord im Jahr 2021 nahezu unverändert geblieben, nachdem die Gesamtzahl in den Jahren 2018 bis 2020 gesunken war. Insgesamt wurden in der Polizeidirektion Nord für das vergangene Jahr 23.601 Straftaten (2020: 23.553) erfasst, von denen 13.787 Straftaten aufgeklärt werden konnten. Die Aufklärungsquote liegt bei 58,4 % (2020: 58,9 %) und damit deutlich über dem Landesdurchschnitt von 55,7%.

„Der Norden ist weiterhin sicher“, erklärte der Leiter Polizeidirektion Nord, Frank Storch. Die sogenannte Kriminalitätshäufigkeitszahl (Anzahl der Straftaten hochgerechnet auf 100.000 Einwohner) sank von 6.071 aus dem Vorjahr auf 6.065. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, im Bereich der Polizeidirektion Nord Opfer einer Straftat zu werden, weiterhin deutlich unter dem Landesdurchschnitt (6.281) liegt.

„Dennoch beobachten wir derzeit eine hohe Aktivität insbesondere im Bereich der Betrugsdelikte.“, so Storch. „Mit Maschen wie dem Enkeltrick oder als falsche Polizeibeamte versuchen Betrüger immer wieder, insbesondere älteren Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. In diesem Jahr stellen wir vermehrt fest, dass dafür auch soziale Medien und Messengerdienste genutzt werden, über die angebliche Familienangehörige versuchen, ihre Opfer dazu zu bringen, ihnen Geld zu überweisen.“ Man sollte hier immer misstrauisch sein und sich im Zweifel über bekannte Wege an die Verwandten oder die echte Polizei wenden. „In dringenden Fällen würden wir Sie immer persönlich kontaktieren und am Telefon niemals Geldforderungen stellen oder persönliche Daten abfragen.“

Insgesamt wurden im Jahr 2021 im Bereich der Polizeidirektion Nord 9.906 Tatverdächtige (TV) ermittelt (2020: 9.836). Das entspricht einem Anstieg von +0,7 % bzw. +70 Tatverdächtigen, wobei 405 Kinder (-22), 868 Jugendliche (-27), 770 Heranwachsende (+25) und 7.863 Erwachsene (ab 21 Jahren) (+ 94) ermittelt wurden. Von den insgesamt 9.906 Tatverdächtigen waren 1.694 (+72) nichtdeutscher Herkunft. Dabei bilden polnische Staatsbürger die stärkste Gruppe (244 Tatverdächtige, + 32), vor 144 Rumänen (- 2), 124 Afghanen (- 16), 123 Syrern (+/- 0), 123 aus der Russischen Föderation (- 4), 119 aus Moldau (+77), 88 aus Georgien (+50) sowie 63 türkischen (- 3) und 55 (+7) bulgarischen Staatsbürgern. Die Zahl der tatverdächtigen Zuwanderer[1] als Teilmenge derer nichtdeutscher Herkunft stieg von 603 auf 732 (+129 bzw. +21,4 %).

Für den Landkreis Prignitz wurden 4.324 Straftaten erfasst (- 56), von denen 2.708 aufgeklärt werden konnten (AQ 62,6%). In Ostprignitz-Ruppin wurden 7.176 (+ 31) Straftaten registriert. Davon konnten 4.385 Straftaten aufgeklärt werden (AQ 61,1%). Im Landkreis Oberhavel wurden 12.101 (+ 73) Straftaten registriert, von denen 6.694 Straftaten aufgeklärt wurden (AQ 55,3%).

 

Die Kriminalitätsentwicklung im Einzelnen:

Im Bereich der Gewaltkriminalität[2] bewegt sich die Zahl der erfassten Fälle mit 713 Straftaten auf Vorjahresniveau (2020: 714 Straftaten;+ 1 Fall), von denen 88,4 % (758 Tatverdächtige) aufgeklärt werden konnten. Die Deliktfelder der Gewaltkriminalität zeigen folgende Tendenzen auf: Mord: 2 Fälle (- 1), Totschlag und Tötung auf Verlangen: 6 Fälle (+/- 0), Vergewaltigung und sexuelle Nötigung: 45 Fälle (+ 9), Raub: 135 Fälle (+ 20), Körperverletzung mit Todesfolge: kein Fall (+/- 0), gefährliche und schwere Körperverletzung: 526 Fälle (- 27), erpresserischer Menschenraub (keine Straftaten), Angriff auf Luft- und Seeverkehr (keine Straftaten).

Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung kam es im Jahr 2021 insgesamt zu einem Anstieg um 45 Fälle auf 383 erfasste Straftaten. Hier stieg die Anzahl der erfassten Fälle von Vergewaltigung auf 45 (+9), das Verbreiten pornografischer Erzeugnisse auf 145 (+33), exhibitionistische Handlungen auf 31 (+6) und die Zahl der Fälle des Ausnutzens sexueller Neigungen auf 145 (+31). Dagegen sank die Zahl der erfassten Straftaten des sexuellen Missbrauchs von Kindern deutlich auf 56 (-15) und die Zahl der Fälle des sexuellen Missbrauchs auf 93 (-8).

Die Diebstähle insgesamt reduzierten sich um 385 auf 6.625 Fälle. Hierbei kam es zu Rückgängen bei Fällen von Diebstahl von Fahrrad einschl. unbefugtem Gebrauch auf 1.233 (-75), Diebstahl in/aus Dienst-, Büro-, Fabrikations-, Werkstatt- u. Lagerräumen auf 412 (-58), Ladendiebstahl auf 811 (-67), Diebstahl an/aus Kfz auf 708 (-141) und Wohnungseinbruchsdiebstahl auf 259 (-166). Hingegen stieg die Zahl bei Diebstahl von Kraftwagen einschl. unbefugter Gebrauch auf 170 (+8), Diebstahl von Moped/Krad einschl. unbefugte Gebrauch auf 92 (+4), Diebstahl von/aus Automaten auf 51 (+28), Diebstahl in/aus Kiosken, Warenhäusern, Verkaufsräumen, Selbstbedienungsläden, Schaufenstern und Schaukästen auf 1.176 (+42), Diebstahl in/aus Boden-, Kellerräumen und Waschküchen auf 379 (+128) und bei Taschendiebstahl auf 172 (+46).

Auch bei den Betrugsdelikten im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte kam es zu einer rückläufigen Entwicklung. So sank die Fallzahl der Betrugsdelikte von 2.610 auf 2.281 erfasste Fälle (- 329 bzw. -12,6 %) ab. Hierbei kam es zu einem Rückgang bei Waren- und Kreditbetrug auf 1.236 Fälle (-210), Erschleichen von Leistungen auf 258 (-25) und beim Betrug bzw. Computerbetrug mittels rechtswidrig erlangter unbaren Zahlungsmitteln auf 170 Fälle (-31). Ein Anstieg war zu verzeichnen in Fällen von Unterschlagung auf 917 (+83), Tankbetrug auf 590 (+66), Computerbetrug mittels rechtswidrig erlangter Zahlungskarten mit PIN auf 101 (+47) und bei Urkundenfälschungen auf 393 (+159).

Die Gesamtanzahl der Körperverletzungsdelikte (KV-Delikte) sank im Jahr 2021 um 279 erfasste Fälle (2021: 2.375 Fälle; 2020: 2.654 Fälle). Die Aufklärungsquote bei den KV-Delikten liegt mit 93,1 % stabil. Hierbei sank auch die Anzahl der erfassten Straftaten im Bereich der vorsätzlichen einfachen Körperverletzung um 250 auf 1.673. Bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungsdelikten sank die Anzahl der erfassten Fälle auf 526 (- 27 bzw. - 4,9%) ab. Die Zahl deutscher Tatverdächtigen lag bei den KV-Delikten bei 79,4 Prozent. Festzustellen ist, dass die Anzahl tatverdächtiger Erwachsener (-120 auf 1.591), Kinder (-19 auf 111) und Jugendlicher (-11 auf 191) gesunken ist, wobei die Anzahl Heranwachsender (+7 auf 160) gestiegen ist.  

Die Anzahl der erfassten Straftaten im Häuslichen Umfeld stieg entgegen der Trendentwicklung im Land Brandenburg von 1.059 erfassten Fällen auf 1.069 leicht an. Hingegen nahm die Anzahl der Wohnungsverweisungen von 104 auf 93 leicht ab.

Die Zahl der Rauschgiftdelikte stieg kontinuierlich seit 2017 an. In diesem Bereich wurden 1.472 Fälle in 2021 registriert, was eine Steigerung um 69 Fälle im Vergleich zu 2020 (1.403 Fälle) darstellt. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 94 %. Bei Rauschgiftdelikten handelt es sich regelmäßig um so genannte Kontrolldelikte. Je mehr kontrolliert wird, desto mehr Sachverhalte werden dadurch bekannt. Im Rahmen von Ermittlungsverfahren werden beispielsweise weitere Taten festgestellt, aber auch Feststellungen bei anderen Einsatzmaßnahmen, wie zum Beispiel Verkehrskontrollen, führen zwangsläufig zu Strafanzeigen.

Im Bereich der politisch Motivierten Kriminalität (PMK) stieg die Zahl der erfassten Straftaten von 434 Fällen auf 625 Fälle (+ 191) an. Aufgeklärt werden konnten 343 Fälle, was eine Aufklärungsquote von 55 % darstellt. Der Anstieg im Bereich PMK ist durch den deutlichen Anstieg im Bereich der „nicht zuzuordnenden“ PMK-Delikte von 69 (2020) auf 258 (2021) zu erklären. Hierunter fallen Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit der Fälschungen von Impfausweisen/-zertifikaten, die 2021 als politisch motiviert eingestuft wurden. Die Zahl rechtsmotivierten Straftaten ging im Vergleich von 2020 (341) zu 2021 (302) zurück. Hingegen gab es einen Anstieg im Bereich linksmotivierter Straftaten von 16 (2020) auf 57 (2021), der hauptsächlich durch Straftaten im Zusammenhang mit der Bundestagswahl (z.B. Schmiererei auf Wahlplakaten) verursacht wurde.

Die Anzahl der politisch motivierten Gewaltdelikte stieg von 18 (2020) auf 23 (2021), bei einer Aufklärungsquote von 91 %.

In der Prignitz wurden 103 (+31) politisch motivierte Delikte, für Ostprignitz-Ruppin insgesamt 196 (+24) und für Oberhavel 326 (+136) erfasst.

Die Daten der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) stellen eine Ausgangsstatistik dar, welche durch die bundeseinheitlichen PKS-Richtlinien geregelt wird. Es werden hier keine Anzeigen, sondern nur hinreichend konkretisierte Delikte mit PKS-Relevanz (Fall) registriert. Entscheidend für die Aufnahme in die Statistik ist unter anderem auch der Ort, an dem der Täter agiert hat. Nur wenn sich dieser im Bereich der Polizeidirektion Nord befindet, kann der Fall für diesen Bereich in die Statistik aufgenommen werden.

 


[1] Die Gruppe der Zuwanderer umfasst Asylbewerber, Schutz- und Asylberechtigte, Kontingentflüchtlinge sowie Menschen mit einer Duldung oder mit unerlaubtem Aufenthalt.

 

[2] Zu den Gewaltdelikten zählen gemäß der bundeseinheitlichen PKS-Richtlinien Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, Raub, gefährliche und schwere Körperverletzung, Körperverletzung mit Todesfolge, erpresserischer Menschenraub sowie Angriffe auf den Luft- und Seeverkehr.

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