Durchsuchungen in der Underground Economy Szene – Bundesweiter Action Day

Gemeinsame Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und des Polizeipräsidiums Land Brandenburg

Potsdam

Überregional

Kategorie
Kriminalität
Datum
24.06.2020

Koordiniert durch die bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg errichtete Zentralstelle Cybercrime Bayern und das Landeskriminalamt Brandenburg erfolgten am 23.06.2020 bundesweit Durchsuchungen gegen Nutzer des illegalen Internet-Handelsplatzes crimenetwork.co. Bei crimenetwork.co handelt es sich um eine Plattform, auf der illegale Waren und Dienstleistungen aller Art angeboten wurden.

Bamberg/Potsdam. Über 1.400 eingesetzte Polizistinnen und Polizisten aller Bundesländer bis auf Thüringen und der Bundeskriminalämter aus Deutschland sowie Österreich und Polen haben am 23. Juni 2020 im Rahmen von 328 Ermittlungsverfahren 232 Durchsuchungsbeschlüsse, die von mehreren Staatsanwaltschaften erwirkt worden waren, vollzogen. Im Zuge dessen wurden 32 Personen vorläufig festgenommen und insgesamt 11 Haftbefehle vollstreckt. Bei Durchsuchungen von Wohn- und Nebengebäuden wurden Betäubungsmittel, Datenträger mit einem Datenvolumen von mehr als 300 Terabyte, über 700 elektronische Geräte wie Laptops und Mobilfunktelefone, Bargeld im mittleren fünfstelligen Bereich, diverse Waffen, digitale Währungen, sowie Unterlagen von mutmaßlichen Cyberkriminellen sichergestellt. Koordiniert wurde der bundesweite Action Day gegen die Nutzer von crimenetwork.co von der bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg errichteten Zentralstelle Cybercrime Bayern und dem Landeskriminalamt Brandenburg.

Bereits am 28.05.2019 wurde der damals 26-jährige deutsche Administrator des Forums bei der Einreise nach Deutschland durch Beamte des BKA festgenommen und nach Verkündung des Haftbefehles in eine Justizvollzugsanstalt überführt. Zeitgleich beschlagnahmte das LKA Brandenburg das Forum.

Seit August 2019 ermitteln die Cybercrime-Spezialisten aus Bamberg gemeinsam mit einer länderübergreifenden Ermittlungsgruppe des polizeilichen Nordverbundes Cybercrime (Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) und dem Bundeskriminalamt gegen Nutzer der Plattform. Der nahezu ausschließliche Zweck des Forums liegt im Handel und Austausch von Informationen, Daten, Werkzeugen und Waren, die entweder direkt aus Straftaten stammen oder der unmittelbaren Begehung weiterer Straftaten dienten. Dabei handelt es sich unter anderem um die Bezahlung von Online-Bestellungen mit fremden Zahlungsdaten oder die Erlangungen von betrügerischen Überweisungen von unwissenden Geschädigten. Zudem dient die Plattform als Handelsplatz unter anderem für den Verkauf von Betäubungsmitteln, Hacker-Tools, Botnetzen, Falschgeld, illegal beschaffter Konten- und Kreditkartendaten und vornehmlich Hieb- und Stichwaffen. In akribischer Kleinarbeit ist es in den letzten Monaten gelungen, zahlreiche Personen zu identifizieren, die crimenetwork.co für illegale Zwecke verwendeten. Crimenetwork.co trat in der Underground Economy an die Stelle des geschlossenen Forums crimenetwork.biz. Um der Entdeckung durch Strafverfolgungsbehörden entgehen zu können, wurden auf crimenetwork.co gezielt Anleitungen zum Verhalten bei Durchsuchungen, zur Anonymisierung im Internet und Verschlüsselung von Daten veröffentlicht.

Die weiteren Ermittlungen gegen die identifizierten Nutzer werden nun von den jeweils örtlich zuständigen Staatsanwaltschaften bzw. Cybercrime-Schwerpunktstaatsanwaltschaften der Bundesländer geführt.

 

Zusatzinformation für Bayern:

In Bayern wurden unter Leitung der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg - Zentralstelle Cybercrime Bayern - in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landeskriminalamt 34 Durchsuchungsbeschlüsse gegen 34 Beschuldigte in allen sieben Regierungsbezirken vollzogen. Gegen zwei Beschuldigte erging im Anschluss Haftbefehl.

Eine weitere Durchsuchung der Staatsanwaltschaft Traunstein wurde aus ermittlungstaktischen Gründen bereits im Vorgriff vollzogen. Dieser Beschuldigter befindet sich bereits in Untersuchungshaft.

 

Zusatzinformation für Brandenburg:

Im Land Brandenburg richtete sich der gestrige Einsatz gegen zehn Beschuldigte aus den Landkreisen Dahme-Spreewald, Havelland, Märkisch-Oderland und Uckermark sowie den Städten Brandenburg an der Havel, Cottbus und Potsdam. Daran waren insgesamt 78 Beamte von Landeskriminalamt, Bereitschaftspolizei, sowie Spezialeinsatzkräfte beteiligt.

Bereits am 22. Juni 2020 nahmen Brandenburger Spezialeinheiten einen der Hauptbeschuldigten in Berlin fest. Bisher gehen die Ermittler bei dem 29-jährigen Brandenburger von mehr als 1.500 Straftaten aus. Die Durchsuchungskräfte stellten in seinem Büro in Berlin Mitte hochwertige PC-Technik sicher. Nach Verkündung des Haftbefehls kam der Beschuldigte am 23. Juni 2020 in Untersuchungshaft in die JVA Cottbus.

 

Übersicht zu den weiteren Bundesländern:

Berlin 24 Durchsuchungsobjekte
Baden-Württemberg   25 Durchsuchungsobjekte
Bremen    5 Durchsuchungsobjekte
Hessen    32 Durchsuchungsobjekte
Hamburg    5 Durchsuchungsobjekte
Mecklenburg-Vorpommern  2 Durchsuchungsobjekte
Niedersachsen   22 Durchsuchungsobjekte
Nordrhein-Westfalen   31 Durchsuchungsobjekte
Rheinland-Pfalz   13 Durchsuchungsobjekte
Schleswig-Holstein   13 Durchsuchungsobjekte
Saarland    4 Durchsuchungsobjekte
Sachsen    6 Durchsuchungsobjekte
Sachsen-Anhalt  

2 Durchsuchungsobjekte

 

Übersicht zu den Nachbarländern:

Österreich 3 Durchsuchungsobjekte
Polen 1 Durchsuchungsobjekt

 

Seit dem 1. Januar 2015 besteht bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg die Zentralstelle Cybercrime Bayern. Diese Zentralstelle ist bayernweit zuständig für die Bearbeitung herausgehobener Ermittlungsverfahren im Bereich der Cyberkriminalität. Sie ermittelt in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Spezialisten der Polizei oder des Bundeskriminalamts und mit internationalen Partnern z.B. bei Angriffen auf bedeutende Wirtschaftszweige oder bei Verfahren aus dem Bereich der organisierten Cyberkriminalität. Auch dann, wenn bei Verfahren der Allgemeinkriminalität ein hoher Ermittlungsaufwand im Bereich der Computer- und Informationstechnik abzuarbeiten ist, werden die Staatsanwälte der Zentralstelle tätig. Die bearbeiteten Fälle sind vielfältig: Sie reichen von Hackerangriffen über Fälle des Vorkasse-Betrugs im Internet, z. B. durch professionelle sog. Fake-Shops, und Fälle von Ransomware bis hin zum Handel mit Waffen, Drogen und Kinderpornographie im Darknet. Seit dem 1. August 2018 ist die Zentralstelle Cybercrime Bayern zudem für herausgehobene Fälle der Wirtschaftscyberkriminalität zuständig. Derzeit sind 15 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte bei der Zentralstelle Cybercrime Bayern tätig.

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