Die Verkehrsunfallbilanz für das Land Brandenburg im vergangenen Jahr fällt gemischt aus: Die Polizei registrierte nach vorläufigen Zahlen zwar einen leichten Anstieg der Unfallzahlen um 1,8 Prozent auf 82.754 (2008: 81.255). Auch die Zahl der Verletzten lag mit 10.731 Personen (10.669) etwas höher als 2008. Andererseits sank aber die Zahl der Verkehrstoten um neun Prozent auf 202 (222). Dies teilte Innenminister Rainer Speer heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Infrastruktur-Staatssekretär Jörg Vogelsänger Potsdam mit.
„Es ist erfreulich, dass es erneut weniger Tote auf unseren Straßen gab. Trotz der niedrigsten Zahl von Verkehrstoten in Brandenburg seit 1991 sterben immer noch zuviel Menschen im Straßenverkehr“, sagte Innenminister Rainer Speer. „Oft ist überhöhte Geschwindigkeit die Unfallursache. Es wäre ein Fortschritt, wenn manche Autofahrer mehr den Kopf gebrauchen würden als das Gaspedal.“
Infrastruktur-Staatssekretär Jörg Vogelsänger betonte: „Die Verkehrssicherheitsarbeit der Landesregierung ist erfolgreich. Die Statistik zeigt, dass unsere gemeinsamen Anstrengungen gewirkt haben. Besonders freue ich mich über den starken Rückgang der Unfallzahlen bei den jungen Fahrern, den Diskounfällen und den Alkoholunfällen. Es zeigt sich, dass Prävention erfolgreich sein kann. Auch das begleitete Fahren mit 17 trägt dazu bei, Unfälle junger Fahrer zu vermeiden. Aber wir haben keinen Grund, uns zurückzulehnen, denn jeder Verkehrstote ist ein Toter zuviel. Wir werden gemeinsam mit dem Innenministerium und der Polizei auch in Zukunft alles tun, um weiterhin die Verkehrssicherheit im Land zu erhöhen."
Auffällig: Im Bundesvergleich wenig Verletzte, aber viele Unfalltote
Speer wies darauf hin, dass Brandenburg im bundesweiten Vergleich zwar mit 341 Unfällen je 100.000 Einwohner die niedrigste Belastung mit Personenschadenunfällen (Tote und Verletzte) aufweist. Bei den Verkehrstoten gehört das Land jedoch mit 80 Toten je eine Million Einwohner bundesweit leider zu den Spitzenreitern. Man werde die gemeinsame Verkehrssicherheitsarbeit noch stärker auf diese Problemfelder ausrichten müssen, sagte Speer. Er forderte die Verkehrsteilnehmer zugleich zu mehr Verantwortungsbewusstsein auf. „Auch schwere Unfälle sind oft vermeidbar, wenn sich alle an die Regeln halten.“ Das gelte insbesondere für Geschwindigkeits- und Baumunfälle.
Die Zahl der Verkehrstoten in Brandenburg ist seit 1991 von damals 931 auf heute 202 kontinuierlich zurückgegangen. Die Zahl der Personenschadensunfälle stieg dagegen seit 1991 zunächst bis auf den Höchststand von 16.499 im Jahr 1995 an. Danach zeigt sich eine im Trend klar rückläufige Entwicklung.
Unfallursache Raserei fordert fast jeden dritten Verkehrstoten –
Geschwindigkeitsunfälle nehmen in Brandenburg zu
Allein 65 (68) Verkehrstote - und damit fast jeder dritte Verkehrstote insgesamt - waren auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen. Die Zahl der Geschwindigkeitsunfälle erhöhte sich um 29,8 Prozent auf 6.211 (4.785). Dabei wurden 1.878 (1.624) Menschen verletzt; das waren fast 16 Prozent mehr als 2008. Die Zahl der Baumunfälle erhöhte sich um 14,7 Prozent auf 2.417 (2.107), wobei 78 (79) Menschen getötet und weitere 1.194 (1.130) Personen verletzt wurden. Ein Problem bleiben auch Motorradunfälle, deren Zahl um 0,9 Prozent auf 1.465 (1.452) zunahm. Die Zahl der Verletzten lag mit 794 (724) Personen um 9,7 Prozent höher; die Zahl der Getöteten erhöhte sich auf 33 (32) Personen.
Die Zahl der Unfälle durch junge Fahrer, die sich aus der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen rekrutieren, sank um 4,7 Prozent auf 9.369 (9.829). Die Zahl der Toten durch die Unfälle sank deutlich um 43,7 Prozent auf 40 (71). Gleiches gilt für Verletzte bei diesen Unfällen. Deren Zahl betrug nur noch 2.105 (3.676) Personen; das waren 42,7 Prozent weniger als 2008. Die Zahl der Diskounfälle verringerte sich um 5,3 Prozent auf 1.438 (1.518). Dies war verbunden mit einem deutlichen Rückgang der Getöteten um 47,1 Prozent auf nur noch 9 (17). Allerdings stieg die Zahl der bei Diskounfällen verletzen Personen um 16,7 auf 356 (305).
Ursache Alkohol am Steuer: Unfallzahlen rückläufig
Zu den erfreulichen Trends gehören die Abnahme von Alkoholunfällen um 11,3 Prozent auf 1.355 (1.528) Unfälle mit 9 (16) Toten und 658 (739) Verletzten sowie der Rückgang von Fahrradunfällen um 5,3 Prozent auf 3.495 (3.690) Unfälle mit 20 (22) toten und 2.503 (2.605) verletzten Radlern. Auch die Zahl der Unfälle von Güterkraftfahrzeugen verringerte sich leicht auf 12.635 (12.769). Bei diesen kamen deutlich weniger Personen zu Schaden. Die Zahl der Verletzten sank um 11,1 Prozent auf 1.315 (1.479) und die Zahl der Getöteten um 20,8 Prozent auf 42 (53). Vor allem die Zahl der Autobahnunfälle von Güterkraftfahrzeugen sank um 17,2 Prozent auf 1.985 (2.397). Die Zahl der dabei verletzten Personen verringerte sich um 20,4 Prozent auf 258 (324), die Zahl der Getöteten um 36,8 Prozent auf 12 (19).
Unterschätzte Gefahr: Mehrzahl der Unfälle ereignen sich in Ortschaften
Ein weiteres Problemfeld sind Unfälle innerhalb geschlossener Ortschaften. Während die Zahl der Verkehrstoten außerorts auf 113 (133) Personen und auf den Autobahnen auf 25 (35) Personen sank, erhöhte sich die Zahl der Toten bei innerörtlichen Unfällen um 18,5 Prozent auf 64 (54). Die Folgen von Unfällen mit relativ geringer Geschwindigkeit würden in aller Regel unterschätzt, erläuterte Speer.
Kinder waren als Mitfahrer in Fahrzeugen deutlich häufiger Opfer von Unfällen. Die Zahl der als Mitfahrer verletzten Kinder erhöhte sich um 14,2 Prozent auf 369 (323).
Erhöht hat sich die Zahl der Verkehrsunfälle mit Seniorenbeteiligung um 7,9 Prozent auf 13.515 (12.524) Unfälle. Allerdings sank dabei die Zahl der getöteten Senioren um 31,5 Prozent auf 37 (54) und die Zahl der verletzten älteren Menschen um 5 Prozent auf 1.361 (1.432) Personen.
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Pressemeldung Nr. 016/2010