Mehr als 270 Tonnen Kampfmittel gefunden

Waldbrände brachten KMBD das zweite Jahr in Folge an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit

Potsdam

Überregional

Kategorie
Bombenentschärfung
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Datum
27.12.2019

Brandenburgs Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) hat im zu Ende gehenden Jahr nach einer vorläufigen Bilanz 276 Tonnen Kampfmittel gefunden. Neben dem Räumen und Entschärfen von kleinen und großen Munitionskörpern, stand – wie bereits im Vorjahr – die umfangreiche Beratung der Feuerwehren bei der Waldbrandbekämpfung im Fokus. Der KMBD blickt auf ein unfallfreies Jahr zurück.

Innenminister Michael Stübgen: „Trotz großer Anstrengungen weist Brandenburg immer noch den höchsten Anteil an munitionsbelasteten Gebieten aller Bundesländer auf. Neben den militärisch genutzten Flächen bzw. Konversionsflächen stehen immer noch rund 350.000 Hektar zivil genutzter Fläche unter Kampfmittelverdacht. Lokale Schwerpunkte bilden nach wie vor Oranienburg, Potsdam, die Oder-Neiße-Linie oder der Bereich südlich Berlins. Ich danke den Spezialisten beim Kampfmittelbeseitigungsdienst und allen Verantwortlichen in den Kommunen für ihren Einsatz, der gerade mit Blick auf die Waldbrände den Einzelnen oft bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit gebracht hat.“

Der KMBD hat in den zurückliegenden elf Monaten über 4.500 Anfragen von Grundstückseigentümern auf Kampfmittelbelastung bearbeitet und wurde zudem im Rahmen der Gefahrenabwehr rund 1.900 Mal zu einem Kampfmittelfund gerufen. Außerdem beauftragte er 221 Kampfmittelräummaßnahmen für landeseigene, kommunale und private Liegenschaften und wurde auch als Geschäftsbesorger für „Dritte“ (Bund, Land, Kommune) tätig. Im Ergebnis der Kampfmittelräummaßnahmen durch den KMBD konnten so in diesem Jahr bis Ende November bisher rund 486 Hektar aus dem Kampfmittelverdacht entlassen werden.

Brandenburg musste für die Kampfmittelräumung bis Ende November 2019 insgesamt 13,7 Millionen Euro aufwenden – davon rund 8,6 Millionen Euro für die Beseitigung von Kampfmitteln und gut 5,1 Millionen Euro für Personal- und Sachkosten. Allein 4,1 Millionen Euro wurden für die Kampfmittelbeseitigung in Oranienburg ausgegeben.

Im Ergebnis wurden im Land Brandenburg insgesamt 276 Tonnen Kampfmittel gefunden. Darunter befanden sich unter anderem ca.

  • 1.800 Stück Nahkampfmittel
  • 470 Stück Minen
  • 21.300 Stück Granaten
  • 5.000 Stück Brandbomben
  • 188 Stück Sprengbomben über 5 kg
  • 870 Stück Panzerabwehrraketen/ Raketen
  • 2.300 Stück Waffen/Waffenteile
  • 750.000 Stück Handwaffenmunition

 


Herausgehobene Beispiele für die Arbeit des KMBD im Jahr 2019

Im Jahr 2019 wurde die Kampfmittelsuche in Oranienburg (Landkreis Oberhavel), wie in den Jahren zuvor, mit Nachdruck fortgeführt. Bundesweit ist keine Region bekannt, in der so konzentriert amerikanische Bomben mit chemisch wirkenden Langzeitzündern abgeworfen worden sind. Zur Bewältigung dieser besonderen Situation der Stadt wurde, bundesweit einzigartig, die Modellregion Oranienburg, zeitlich befristet auf drei Jahre mit anschließender Evaluation, ins Leben gerufen. Der KMBD ist auf dem Gebiet der Stadt Oranienburg Sonderordnungsbehörde. Ziel ist insbesondere die Ausübung der Fachaufsicht über alle durchgeführten Maßnahmen der Kampfmittelbeseitigung. Seit 1991 sind in Oranienburg über 200 Großbomben erfolgreich entschärft bzw. gesprengt worden, davon alleine in diesem Jahr bisher sechs Stück.

Im Rahmen einer planmäßigen Flächenabsuche in Potsdam wurden im September 2019 auf den Gebieten der Templiner Vorstadt, sowie im Revier Sternenschanze fünf amerikanische Sprengbomben (250 kg) an einem Tag erfolgreich entschärft. Seit 1990 sind auch in Potsdam mehr als 200 Großbomben erfolgreich entschärft bzw. gesprengt worden.

Der heiße Sommer 2019 mit langanhaltenden Trockenperioden (besonders in Bezug auf das vorangegangene Jahr) führte erneut zu zahlreichen Waldbränden im Land Brandenburg. Da als Brandursache oftmals korrodierte Handwaffenmunition oder andere Kampfmittel mit Phosphorfüllung nicht ausgeschlossen werden konnten, viele der betroffenen Waldflächen als Kampfmittelverdachtsfläche eingestuft und eine Kampfmittelbelastung stellenweise bekannt war, wurde der KMBD verstärkt zur Beratung und Gefahrenabwehr hinzugezogen – beispielsweise bei den Waldbränden bei Frankenförde (Landkreis Teltow-Fläming), Lieberose (Landkreis Dahme-Spreewald) und Wiesenau (Landkreis Oder-Spree).

Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Wittstock im Landkreis Ostprignitz-Ruppin wurde im Bereich des ehemaligen Scheinflugplatzes zwischen den Ortslagen Gadow und Neuglienicke eine Belastung mit Streumunition festgestellt. Mit der Ratifizierung der Streuwaffenkonvention im Juni 2009 hat sich die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, mit Streumunition belastete Flächen bis 2020 zu räumen. Bis 2015 wurden insgesamt 34 Stück Streuwaffen unterschiedlicher Typen, überwiegend Splitterbomben ShOAB-0,5, aber auch Splitterbomben AO-2,5RT, AO-1, sowie Hohlladungsbomben PTAB-2,5M und PTAB-2,5 KO gefunden. Auf Basis der Funde wurde eine Streumunitionsverdachtsfläche von 1.100 Hektar (11 km²) ausgewiesen und über das Auswärtige Amt an die Vertragsstaatenkonferenz gemeldet. 2014 wurde in Abstimmung mit dem KMBD ein Konzept für die Räumung der streumunitionsbelasteten Flächen erstellt. 2017 wurde die Kampfmittelräumung auf der mit Streumunition belasteten Fläche begonnen und in den Jahren 2018 und 2019 erfolgreich weitergeführt. Mit der Kampfmittelräumung sind Unternehmen der gewerblichen Kampfmittelräumung beauftragt. Auftraggeber ist der Bundesforstbetrieb Westbrandenburg (BFB WEB), der die Liegenschaft für die Eigentümerin, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), verwaltet und bewirtschaftet.

 


 

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