Die Gesamtkriminalität im Zuständigkeitsbereich der PD Nord ist im Jahr 2023 deutlich (+13,1%) angestiegen, nachdem während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 bis 2022 erhebliche Rückgänge zu verzeichnen waren. Es handelt sich hierbei um den stärksten Anstieg seit Bestehen der PD Nord. Die Anzahl der Gesamtstraftaten liegt aber weiterhin deutlich unter dem Niveau von 2014.
Gesamtkriminalität in der PD Nord im Jahr 2023
In der PD Nord wurden im vergangenen Jahr insgesamt 27.143 Straftaten (2022: 24.005) erfasst, von denen 15.987 Straftaten aufgeklärt werden konnten. Dies entspricht einer Aufklärungsquote (AQ) von 58,9% (2022: 57,5%). Trotz des starken Anstieges der Fallzahlen konnte die AQ um 1,4% gesteigert werden. Die AQ der PD Nord liegt damit erneut über dem Landesdurchschnitt von 57,8%.
Die Kriminalitätshäufigkeitszahl in der PD Nord (Anzahl der Straftaten hochgerechnet auf 100.000 Einwohner) liegt bei 6.975 (6.188 im Jahr 2022). Die Wahrscheinlichkeit, im Bereich der Polizeidirektion Nord Opfer einer Straftat zu werden, liegt damit weiterhin unter dem Landesdurchschnitt (7.238).
Für den Landkreis Prignitz wurden 5.014 Straftaten erfasst (+274; +5,8%), von denen 3.359 Fälle aufgeklärt wurden (AQ: 67%; +1,7%). Im Landkreis Ostprignitz-Ruppin wurden 8.786 Fälle (+1.769; +25,2%) registriert, wovon 5.404 aufgeklärt werden konnten (AQ: 61,5%; -2,2%). Im Landkreis Oberhavel wurden 13.343 Straftaten (+1.095; +8,9%) erfasst. Davon wurden 7.224 aufgeklärt (AQ: 54,1%; +3,1%).
Im Jahr 2023 wurden 11.321 Tatverdächtige (TV) ermittelt (2022: 10.075). Das entspricht einem Anstieg von +12,4% bzw. +1.246 TV.
Unter den TV wurden 611 Kinder (+64), 1.182 Jugendliche (+181), 791 Heranwachsende (+83) und 8.737 Erwachsene (+918) ermittelt. Von den 11.321 TV waren 9.197 deutscher Herkunft und 2.124 nichtdeutscher Herkunft. Die darin enthaltene Zahl der tatverdächtigen Zuwanderer stieg von 702 auf 780 (+78).
Tatverdächtigenstruktur.png
Bei den Tatverdächtigen nichtdeutscher Herkunft bilden polnische Staatsbürger die stärkste Gruppe (297 TV), vor Ukrainern (192 TV), Syrern (166 TV), Afghanen (149 TV), Rumänen (136 TV) sowie moldauischen Staatsangehörigen (113 TV).
Entwicklung in einzelnen Deliktsfeldern
Für den Bereich der Polizeidirektion Nord ergibt sich folgende deliktische Verteilung:
Delikte
Wie bereits im vergangen Jahr nehmen Diebstahlsdelikte mit einem Anteil von 27% den höchsten Anteil an der Gesamtkriminalität ein. Sie stiegen im Jahresvergleich um +258 Fälle auf 7.310 Fälle.
Rückgänge wurden bei Fällen von Diebstahl in/aus Dienst-, Büro-, Fabrikations-, Werkstatt- u. Lagerräumen auf 323 (-42), beim Diebstahl insgesamt an/aus Kfz auf 849 (- 18) und beim Diebstahl von Fahrrädern auf 1.174 (-129) registriert. Hingegen stiegen die Zahlen beim Diebstahl von Kraftwagen einschließlich unbefugter Ingebrauchnahme auf 245 (+50) und beim Ladendiebstahl auf 1.436 (+181).
Bei den Wohnungseinbruchsdiebstählen war im zweiten Jahr in Folge ein Anstieg auf nun 443 (+52, +13,3%) festzustellen. Trotz der Steigerung liegt die Anzahl der registrierten Fälle von Wohnungseinbruchsdiebstahl in der PD weiterhin deutlich unter den hohen Zahlen von 2013 mit 807 Straftaten und 2014 mit 798 Straftaten. Die Aufklärungsquote liegt im Jahr 2023 mit 13,8% über dem Landesdurchschnitt von 11,4%.
Wohnungseinbruchsdiebstahl
Bei den Betrugsdelikten kam es zu einem Rückgang (-60 Fälle bzw. -2,2%) auf 2.676 Straftaten. Hier ist insbesondere ein Rückgang beim Waren- und Kreditbetrug auf 1.577 Fälle (-42), bei der Urkundenfälschung auf 233 Fälle (-72), beim Computerbetrug mittels rechtswidrig erlangter Zahlungskarten mit PIN auf 90 Fälle (-7) und beim Sozialleistungsbetrug auf 24 Fälle (-52) zu verzeichnen. Anstiege wurden beim Betrug bzw. Computerbetrug mittels rechtswidrig erlangter unbarer Zahlungsmittel auf 218 Fälle (+33) und bei der Unterschlagung mit 1.103 Fällen (+247) verzeichnet.
Betrugshandlungen wie falscher Polizeibeamter oder der Enkeltrick, welche oftmals in „Callcentern“ im Ausland initiiert werden und aufgrund der PKS-Spezifik (Polizeiliche Kriminalstatistik) als Tatortstatistik nicht vollständig erfasst sind, bewegen sich weiterhin auf einem hohen Niveau.
Insgesamt ist im Jahr 2023 ein deutlicher Anstieg bei den Gewaltdelikten, also jenen Taten, bei denen Gewalt physisch aber auch psychisch ausgeübt wurde, zu beobachten. Im Bereich der Gewaltkriminalität stieg die Zahl der erfassten Fälle von 741 im Jahr 2022 auf 944 im Jahr 2023 (+203 Fälle bzw. +27,4%), von denen 86,8% aufgeklärt werden konnten. Bei der Gewaltkriminalität sind durchgängig Steigerungen festzustellen. Registriert wurden Mord (1, +1), Totschlag und Tötung auf Verlangen (10, +4), Vergewaltigung und Sexuelle Nötigung (60, +19) und Raub und räuberische Erpressung und räuberischer Angriff auf Kraftfahrer (219, +66).
Den stärksten Anstieg im Jahr 2023 verzeichnete die PD Nord bei den Körperverletzungsdelikten auf 3.155 Straftaten (+679; +27,4%). Die Aufklärungsquote liegt hier bei 93,0% (+1,2%).
Insbesondere bei der vorsätzlichen, einfachen Körperverletzung kam es zu einem deutlichen Anstieg auf 2.305 (+516; +28,8%). Weitere Anstiege sind bei der gefährlichen- und schweren Körperverletzung (+112) auf 653 Straftaten, der fahrlässigen Körperverletzung auf 172 (+40) und der Misshandlung von Schutzbefohlenen auf 14 (+5) zu verzeichnen.
Die Tatverdächtigen gliedern sich wie folgt auf: 1.978 Erwachsene (+351), 180 Heranwachsende (+33), 299 Jugendliche (+57) und 219 Kinder (+59). Die Anzahl nichtdeutscher TV stieg auf 490 TV (+99).
Körperverletzungen
2023 wurden 1.285 Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt registriert (+334 Fälle; +35,1%). Mit Abstand den höchsten Anteil daran haben Körperverletzungsdelikte 878 (+229), gefolgt von Straftaten gegen die persönliche Freiheit wie Nachstellung mit 82 (+27) und Bedrohung mit 157 (+24) sowie Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wie Vergewaltigung mit 18 (+4) und der Missbrauch von Schutzbefohlenen mit 22 (+12).
Häusliche Gewalt
Widerstandshandlungen gegen und tätlicher Angriffe auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen stieg auf 260 erfasste Fälle (+58 bzw. + 28,7%) an
(Vorjahr 2022: 202 Fälle). Im vergangenen Jahr wurden bei 8 Einsätzen Bedienstete der Feuerwehr und der Rettungsdienste (+ 1 bzw. + 14,3 %) mit Gewalt und verbalen Angriffen konfrontiert.
Der Leiter der PD Nord, Frank Storch stellt dazu fest: „Die Steigerung bei der Gewaltkriminalität sowie den Körperverletzungsdelikten ist für die Polizei in keiner Weise tolerierbar. Vielen Konflikten wird nicht mehr argumentativ, sondern mit Gewalt begegnet. Diese Entwicklung ist besorgniserregend. Wir werden unser Handeln danach ausrichten und polizeiliche Maßnahmen zu bestimmten Zeiten an ausgewählten Orten verstärken.“
543 Sexualstraftaten wurden im Jahr 2023 im Bereich der PD Nord erfasst (+116 bzw. +27,2%). Darunter: 56mal Vergewaltigung (+15 bzw. +36,6%), 130mal sexueller Missbrauch (+45 Fälle bzw. +52,9%), 44mal exhibitionistische Handlungen (+20 bzw. +83,3%) und 215mal Verbreiten pornografischer Erzeugnisse (+37 bzw. +20,8%).
Ursachen für den Anstieg liegen bei der Implementierung des sogenannte NCMEC-Verfahren aber auch in der zunehmenden Auswertung von Datenträgern, aus welchen sich wiederum neue Verdachtsmomente hinsichtlich weiterer Straftaten ergeben. Dieser Phänomenbereich rückt bei fortschreitender personeller und technischer Ausstattung zunehmend aus dem Dunkelfeld und somit in die statistische Erfassung.
Die Zahlen der Rauschgiftdelikte haben sich 2023 auf 1.820 Fälle erhöht. Dies bedeutet einen Anstieg um +421 Fälle (+30,1%) gegenüber dem Vorjahr mit 1.399 Fällen. Die Aufklärungsquote liegt bei 88,8%. Rauschgiftdelikte sind überwiegend sogenannte Kontrolldelikte, der Anstieg ist also auf eine höhere Kontrolldichte und erhöhte Sensibilisierung und Fortbildung der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, zurückzuführen.
Dieser Trend spiegelt sich auch in den Feststellungen von Fahrzeugführerenden unter dem Einfluss berauschender Mitteln wieder. Im Jahr 2022 gab es 669 Feststellungen, im Jahr 2023 bereits 854 Feststellungen (+10,5%). Auch die Anzahl der Verkehrsunfälle unter der Einwirkung berauschender Mittel ist gestiegen (2022: 37 VU, 2023: 58 VU; +56,8%).
Gesamtfazit
Die Zeiten der Einschränkung des öffentlichen Lebens während der Corona-Jahre sind vorbei, was sich auch bei dem Wiederanstieg der Fallzahlen zeigt.
„Auch, wenn die Fallzahlen im vergangenen Jahr deutlich zugenommen haben, leben wir nach wie vor in einer der sichersten Regionen des Landes. Mit Sorge betrachte ich weiterhin die Entwicklung der Betrugskriminalität, insbesondere zum Nachteil unserer älteren Mitbürger und Mitbürgerinnen. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir unsere Anstrengungen darauf richten, diese Phänomene zurückzudrängen“, so der Leiter der PD Nord, Frank Storch.
Auch dem Anstieg der Gewaltdelikte ist entgegenzuwirken. Deshalb wird dieser Bereich auch weiterhin für die Polizei von besonderer Bedeutung sein.
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Die Daten der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) stellen eine Ausgangsstatistik dar, welche durch die bundeseinheitlichen PKS-Richtlinien geregelt wird. Das bedeutet, dass die einzelne Tat nicht zum Zeitpunkt der Anzeigenaufnahme, sondern erst zum Abschluss der polizeilichen Ermittlungen und Abgabe der Akte an die Staatsanwaltschaft in die Statistik aufgenommen werden. Es werden hier keine Anzeigen, sondern nur hinreichend konkretisierte Delikte mit PKS-Relevanz (Fall) registriert. Entscheidend für die Aufnahme in die Statistik ist unter anderem auch der Ort, an dem der Täter agiert hat. Nur wenn sich dieser im Bereich der Polizeidirektion Nord befindet, kann der Fall für diesen Bereich in die Statistik aufgenommen werden.