1. Gesamtüberblick – Rückgang der Straftaten insgesamt
Neuruppin – Die Fallzahlen zu Straftaten insgesamt sind in der Polizeilichen Kriminalstatistik im Zuständigkeitsbereich der PD Nord im Jahr 2024 deutlich (-14,0%) zurückgegangen. Es handelt sich hierbei um den niedrigsten Stand im Zehnjahresvergleich.
Polizeiliche Kriminalitätsstatistik der PD Nord 2024 - Wohnungseinbruchsdiebstähle
In der PD Nord wurden im vergangenen Jahr insgesamt 23.344 Fälle (2023: 27.143) erfasst, von denen 13.599 Fälle aufgeklärt werden konnten. Dies entspricht einer Aufklärungsquote (AQ) von 58,3% (2024: 58,9%). Die AQ der PD Nord liegt geringfügig unter dem Landesdurchschnitt von 58,4%, befindet sich im Zehnjahresvergleich aber weiterhin auf einem hohen Niveau.
Die Kriminalitätshäufigkeitszahl (HZ) in der PD Nord liegt bei 5.894 (Land Brandenburg: 6.842). Die PD Nord ist und bleibt eine der sichersten Regionen des Landes Brandenburg.Für den Landkreis Prignitz wurden 4.713 Straftaten erfasst (-301, -6,0%), von denen 3.063 Fälle aufgeklärt wurden (AQ: 65%, -2,0%). Die Kriminalitätshäufigkeitszahl liegt bei 6.215.Im Landkreis Ostprignitz-Ruppin wurden 7.146 Fälle (-1.640, -18,7%) registriert, wovon 4.571 aufgeklärt werden konnten (AQ: 64,0%, +2,5%). Die Kriminalitätshäufigkeitszahl liegt bei 7.151.Im Landkreis Oberhavel wurden 11.485 Straftaten (-1.858, -13,9%) erfasst. Davon wurden 5.965 aufgeklärt (AQ: 51,9%, -2,2%). Die Kriminalitätshäufigkeitszahl liegt bei 5.248.
2. Entwicklung der Tatverdächtigenstruktur
Im Jahr 2024 wurden 9.945 Tatverdächtige (TV) ermittelt (2023: 11.321). Das entspricht einem Rückgang von -12,2%, bzw. -1.376 TV. Von den 9.945 TV sind 74,8% männlich und 25,2% weiblich. 80,4% aller TV sind deutsch und 19,6% nichtdeutsch. 8,1% der Tatverdächtigen sind Zuwanderer .
Polizeiliche Kriminalitätsstatistik der PD Nord 2024 - Tatverdächtigenstruktur
Bei den Tatverdächtigen nichtdeutscher Nationalität (1.992 insgesamt) bilden polnische Staatsbürger die stärkste Gruppe (254 TV), vor Syrern (194 TV), Rumänen (152 TV), Ukrainern (151 TV), Afghanen (135 TV), sowie Staatsangehörigen der russischen Föderation (128 TV).
3. Gesamt- und Einzelbetrachtung der Deliktsbereiche – Rückgang der Fallzahlen
Für den Bereich der Polizeidirektion Nord ergibt sich folgende Verteilung:
Polizeiliche Kriminalitätsstatistik der PD Nord 2024 - Verteilung Gesamtkriminalität
3.1 Darstellung einzelner Deliktsbereiche
Wie bereits im vergangenen Jahr nehmen Diebstahldelikte mit 27,5% den höchsten Anteil an der Gesamtkriminalität ein. Diese fielen im Jahresvergleich um -882 Fälle auf 6.428 (-12,1%) Fälle. Ein Rückgang wird insbesondere beim Ladendiebstahl insgesamt (-23,6%), beim Diebstahl insgesamt von Kraftwagen, einschließlich unbefugter Gebrauch (-13,5%) und beim Wohnungseinbruchdiebstahl (-19,9%) verzeichnet.Die AQ beim Diebstahl insgesamt beträgt 29,6%, sie ist um +1,4% gestiegen. Von den 1.633 ermittelten TV sind 68,3% deutscher und 31,7% (darunter 11,1% tatverdächtige Zuwanderer) nichtdeutscher Nationalität.
Ein Fallzahlenanstieg wird im Bereich der Straftaten gegen das Leben (15 Fälle im Jahr 2024, +15,4%, +2 Fälle) erkennbar. Diese Entwicklung ist zurückzuführen auf einen Anstieg um jeweils ein Delikt im Bereich der Tötung auf Verlangen und Fahrlässige Tötung (ohne Verkehrsunfall). Die AQ bei Straftaten gegen das Leben beträgt 93,3%. Von den 14 ermittelten TV haben zwei Personen eine nichtdeutsche Nationalität.Ein Fallzahlenanstieg wird ebenfalls beim Besonders schweren Fall des Diebstahls (BSD) in/aus Firmen (281 Fälle, +18,6%), bei der Verbreitung pornografischer Schriften / Erzeugnisse (223 Fälle, +3,7%), bei der Geldwäsche und der Verschleierung unrechtmäßig erlangter Vermögenswerte (119 Fälle, +91,9%) und bei der Sachbeschädigung (3.332, +2,9%) registriert.Im Bereich der Betrugsdelikte kam es zu einem Rückgang (-450 Fälle bzw. -16,8%) auf 2.226 Fälle. Hier sind insbesondere Rückgänge beim Waren- und Kreditbetrug (-504 Fälle), darunter der Tankbetrug (-444 Fälle), und beim Computerbetrug (-73 Fälle) zu verzeichnen. Anstiege wurden beim Sozialleistungsbetrug (+17 Fälle), beim Betrug mittels rechtswidrig erlangter Zahlungskarten ohne PIN (+11 Fälle, sog. Lastschriftverfahren) und beim Überweisungsbetrug (+9 Fälle) registriert.Die AQ beim Betrug beträgt 63,2% (+4,9%). Von den 1.269 ermittelten TV sind 72,7% deutscher Nationalität und 27,3% (darunter 6,9% tatverdächtige Zuwanderer) nichtdeutscher Nationalität.
Einzelne Betrugsphänomene wie „falscher Polizeibeamter“ oder der „Enkeltrick“, welche oftmals durch eine telefonische Kontaktaufnahme zu den Geschädigten initiiert werden, sind insgesamt gesunken. Sichtbar wird eine Abnahme des Fallaufkommens zum Phänomen Enkeltrick/Schockanruf, hingegen ist ein Anstieg beim Phänomen falscher Amtsträger insgesamt festzustellen.
3.2 Schwerpunkte der PD Nord – insgesamt mit rückläufiger Tendenz
Bei den Wohnungseinbruchdiebstählen war im vergangenen Jahr ein Rückgang der Fallzahlen auf nun 355 (-88, -19,9%) festzustellen. Positiv ist weiterhin, dass die Aufklärungsquote im Jahr 2024 (22,5%) im Vergleich den zweithöchsten Wert nach 2021 (AQ: 25,5%) darstellt. Sie ist gegenüber dem Vorjahr in diesem Deliktsbereich um +8,7% angestiegen.
Polizeiliche Kriminalitätsstatistik der PD Nord 2024 - Wohnungseinbruchsdiebstähle In den 355 Fällen konnten insgesamt 77 Tatverdächtige (TV) ermittelt werden. 54,5% der ermittelten Tatverdächtigen haben eine deutsche Nationalität, 45,5% sind nichtdeutsch.Örtlich liegt der Schwerpunkt im Landkreis Oberhavel mit 209 Fällen, insbesondere im südlichen Bereich, dem engeren Verflechtungsraum (eVR) Berlin/ Brandenburg. Der Wohnungseinbruchdiebstahl stellt aufgrund der oftmals schwerwiegenden Folgen für das persönliche Sicherheitsempfinden der Betroffenen nach wie vor einen Schwerpunkt in der PD Nord dar.
Beim Besonders schweren Fall des Diebstahls (BSD) in/aus Firmen verzeichnet die PD Nord im Jahr 2024 einen leichten Zuwachs der Fallzahlen (Anstieg auf 281 Fälle, +18,6%, AQ: 19,9%). Eine Besonderheit liegt beim BSD von Smart-Farming-Systemen und landwirtschaftlichen Maschinen, insbesondere in den ländlich geprägten Regionen der Polizeiinspektionen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin. Die Schäden und Folgen für die Betriebe sind in Einzelfällen meist beträchtlich.
Im Bereich der Gewaltkriminalität fiel die Zahl der erfassten Fälle von 944 im Jahr 2023 auf 738 im Jahr 2024 (-206 Fälle bzw. -21,8%), von denen 84,6% aufgeklärt werden konnten. Von den 785 ermittelten TV sind 73,5% deutscher Nationalität und 26,5% (darunter 16,7% tatverdächtige Zuwanderer) nichtdeutscher Nationalität. Festzustellen ist, dass unter Beachtung der unterschiedlichen Aufklärungsquoten der Anteil der tatverdächtigen Zuwanderer bei der Gewaltkriminalität höher ist als in anderen Deliktsbereichen. Diese Erkenntnis wiederholt sich in der folgenden Betrachtung der Fälle mit dem Tatmittel Messer, auch weil diese teilweise in den Gewaltdelikten enthalten sind. Die Entwicklung der Fallzahlen gegenüber dem Vorjahr fällt positiv aus, dennoch ist im Langzeitvergleich ein hohes Fallzahlenniveau festzustellen.
Im Bereich der Polizeidirektion Nord wurden im vergangenen Jahr 172 Fälle mit dem Tatmittel Messer in der PKS erfasst (2023: 229 Fälle, -24,9%). Dabei wurden insgesamt 29 Personen leicht und 3 Personen schwer verletzt. Ebenfalls enthalten sind 39 Verstöße gegen das Waffengesetz und neun Fälle der Sachbeschädigung. Die AQ bei Straftaten mit dem Tatmittel Messer beträgt 87,2%. Von den 157 ermittelten TV sind 76,4% deutscher und 23,6% (darunter 16,6% tatverdächtige Zuwanderer) nichtdeutscher Nationalität.
Einen deutlichen Rückgang verzeichnet die PD Nord weiterhin im Bereich der Körperverletzungsdelikte auf 2.753 Straftaten (-402; -12,7%). Die Aufklärungsquote liegt bei 91,9% (-1,1%). Von den 2.328 ermittelten TV sind 79,5% deutscher und 20,5% (darunter 13,4% tatverdächtige Zuwanderer) nichtdeutscher Nationalität.
Dem allgemeinen Trend schließen sich die Fälle der Häuslichen Gewalt insgesamt an. Von 2023 zu 2024 wurde ein Rückgang um -57 auf nunmehr 1.228 Fälle (-4,4%) in der PKS dokumentiert. Die AQ in Fällen der Häuslichen Gewalt beträgt 99,3%. Von den 985 ermittelten TV sind 82,2% deutscher und 17,8% (darunter 9,2% tatverdächtige Zuwanderer) nichtdeutscher Nationalität.
Polizeiliche Kriminalitätsstatistik der PD Nord 2024 - Häusliche Gewalt Mitursächlich für die geringfügige Abnahme der Fallzahlen können konsequente Bemühungen aller Akteure im Rahmen des Opferschutzes und Änderungen in der Gesetzgebung selbst sein. So wurde am 21.02.2024 neu geregelt, dass die Polizei im Rahmen des Opferschutzes das Rückkehrverbot nach der Wohnungsverweisung zu kontrollieren hat. Zusätzlich wurde die Dauer der Wohnungsverweisung mit anschließendem Rückkehrverbot von 10 auf 14 Tage verlängert.
Auch Fälle mit der Tatörtlichkeit Schule erfahren im Jahr 2024 einen Rückgang für den Bereich der PD Nord (2024: 634 Delikte, -119 Fälle, -15,8%). Abnahmen wurden im Bereich des Diebstahls insgesamt (-38,2%) und der Körperverletzung (-15,9%) registriert. Im Zehnjahresvergleich verzeichnen die Jahre 2020 bis 2022, aufgrund der Einschränkungen im Schulbetrieb, einen pandemiebedingt deutlichen Rückgang des Fallzahlenaufkommens. Das bisher höchste Fallzahlenaufkommen wurde 2023 mit 753 und 2019 mit 738 Fällen registriert. Den größten Anteil haben aktuell die Körperverletzungsdelikte (207 Fälle, 32,6%), gefolgt von den Sachbeschädigungen (114 Fälle, 18%) und den Diebstahldelikten (110 Fälle, 17,4%).In Einzelfällen (35 von 634 = 5,5% / 37 von 753 im Jahr 2023 = 4,9%) waren Lehrerinnen und Lehrer als Opfer involviert. Im vergangenen Jahr wurden unter anderem 24 Körperverletzungs-, fünf Bedrohungs- und vier Beleidigungsdelikte zum Nachteil des Lehrpersonals in der PD Nord erfasst.
Die AQ in Fällen mit der Tatörtlichkeit Schule beträgt 70%. Von den 476 ermittelten TV haben 83,6% eine deutsche und 16,4% eine nichtdeutsche Nationalität.In der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart rückten die Straftaten an Schulen aus verschiedenen Gründen in den Fokus der Öffentlichkeit. Ein verstärktes öffentliches Interesse und eine erhöhte Nachfrage zu Präventionsveranstaltungen, insbesondere im Hinblick auf die Gewaltprävention, könnten letztlich eine positive Auswirkung auf diese Fallzahlenentwicklung haben.
Die Anzahl der Widerstandshandlungen gegen und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen fiel um -37 auf 223 Fälle im Jahr 2024 (2023: 260, -14,2%). Von den ermittelten 197 TV haben 81,7% eine deutsche und 18,3% eine nichtdeutsche Nationalität.Im vergangenen Jahr wurden in 16 Fällen (2023: 8) Bedienstete der Feuerwehr und der Rettungsdienste mit Gewalt und verbalen Angriffen konfrontiert.
Im Jahr 2024 wurden 510 Fälle von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung insgesamt im Bereich der PD Nord erfasst (-33 Fälle bzw. -6,1%). Darunter wurden 44 Vergewaltigungen (-12 Fälle bzw. -21,4%), 122 Fälle des sexuellen Missbrauchs (-8 Fälle bzw. -6,2%), 31 exhibitionistische Handlungen (-13 bzw. -29,5%) und 223 Fälle des Verbreitens pornographischer Schriften/Erzeugnisse (+8 Fälle bzw. +3,7%) erfasst. Beim sexuellen Missbrauch von Kindern wurden 76 Straftaten (+1 Fall, +1,3%) in der PKS erfasst. Die AQ bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung insgesamt beträgt 92,0%. Von den 456 ermittelten TV sind 86% deutscher und 14% (darunter 6,1% tatverdächtige Zuwanderer) nichtdeutscher Nationalität.
Die Rauschgiftkriminalität ist im Jahr 2024 auf 881 Fälle (-952 bzw. -51,9%) zurückgegangen. Die AQ liegt bei 87,3%. Ursächlich für diese Entwicklung ist wahrscheinlich die Teillegalisierung von Cannabis mit Inkrafttreten des Cannabisgesetzes zum 01.04.2024. Dies spiegelt sich insbesondere in der Abnahme der Fallzahlen zu einfachen Verstößen mit Cannabis (-596 Verfahren bzw. -66,3%) nach dem BtmG wieder. Ebenso sind Abnahmen der Fallzahlen beim unerlaubten Handel und Schmuggel mit Cannabis (-54 Verfahren bzw. -50,9%) festzustellen.Ein Anstieg im Bereich der Rauschgiftkriminalität wird bei der Urkundenfälschung (2024: 19 Fälle, 2023: 3 Fälle, +533%) ersichtlich. Erstmals wurden 39 Fälle im Zusammenhang mit dem Konsumcannabisgesetz (KCanG.) in der PKS erfasst.
Die AQ bei Rauschgiftkriminalität beträgt 87,3%. Von den 761 ermittelten TV sind 87,4% deutscher und 12,6% (darunter 5,8% tatverdächtige Zuwanderer) nichtdeutscher Nationalität.
Gesamtfazit
Nach einem deutlichen Anstieg der Kriminalität im Jahr 2023 ist das vergangene Jahr durch rückläufige Fallzahlen in vielen Deliktsbereichen geprägt. Hauptursächlich für diese Entwicklung sind Rückgänge der Fallzahlen im Bereich der Eigentums-, Körperverletzungs- und Rauschgiftdelikte.
Dennoch gibt es Deliktsbereiche, die das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung maßgeblich beeinträchtigen. Hierzu zählen insbesondere der Wohnungseinbruchdiebstahl, aber auch Gewaltdelikte mit einer hohen Öffentlichkeitswirksamkeit. Der Leiter der Polizeidirektion Nord, Frank Storch, fasst die Bilanz wie folgt zusammen: „Wir leben in einem der sichersten Bereiche im Land Brandenburg. Es gilt jedoch, die gemeinsamen Anstrengungen aller Akteure zur Reduzierung dieser Taten in den kommenden Jahren aufrecht zu erhalten und, soweit möglich, zu intensivieren“.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Daten der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) stellen eine Ausgangsstatistik dar, welche durch die bundeseinheitlichen PKS-Richtlinien geregelt wird. Das bedeutet, dass die einzelne Tat nicht zum Zeitpunkt der Anzeigenaufnahme, sondern erst zum Abschluss der polizeilichen Ermittlungen und Abgabe der Akte an die Staatsanwaltschaft in die Statistik aufgenommen werden. Es werden hier keine Anzeigen, sondern nur hinreichend konkretisierte Delikte mit PKS-Relevanz (Fall) registriert. Entscheidend für die Aufnahme in die Statistik ist unter anderem auch der Ort, an dem der Täter agiert hat. Nur wenn sich dieser im Bereich der Polizeidirektion Nord befindet, kann der Fall für diesen Bereich in die Statistik aufgenommen werden.