Die Polizeidirektion West musste im Bereich der registrierten Straftaten gemäß der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) im Jahr 2022 einen Anstieg zum Vorjahr verzeichnen.
Grundsätzlich sollte beim Vergleich des Kriminalitätsgeschehens hier der mögliche äußere Einfluss der Beschränkungen, welche im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie vorherrschten, berücksichtigt werden. Große Zeiträume des Jahres 2022 unterlagen weitestgehend keinen Beschränkungen mehr, weshalb das öffentliche Leben wieder aufblühte, Veranstaltungen und Feierlichkeiten stattfinden konnten.
Dies hat somit zweifelsfrei eine nicht zu beeinflussende Auswirkung auf die Einsatzzahlen und das Kriminalitätsgeschehen. Doch trotz eines Anstieges in Richtung Vor-Corona-Niveau liegen die Zahlen weiterhin deutlich unter denen des letzten „einschränkungsfreien“ Jahres (2022: 49.276; 2019: 55.821).
Das Einsatzaufkommen stieg im Vergleich zu 2021 um etwa 3.500 Einsätze an. 2022 verzeichnete die Polizeidirektion West in den Polizeiinspektionen Potsdam, Brandenburg, Havelland und Teltow-Fläming sowie der Verkehrspolizei (Bundesautobahnen) und der Wasserschutzpolizei insgesamt mehr als 108.000 Einsätze. Dies entspricht einem Plus von 3,4 % Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hierunter fallen sämtliche polizeilichen Einsatzlagen und Unterstützungsdienste für andere Behörden (Gesundheitsamt, Staatsanwaltschaft, Polizei anderer Länder, Veterinäramt etc.). Das Einsatzspektrum erstreckt sich dabei vom Einbruchsdiebstahl, über die Verkehrsunfallaufnahme bis hin zu Gewaltverbrechen.
Der Leiter der Kriminalpolizei in der Polizeidirektion West, Lars Brückner: „Die Kriminalitätslage 2022 war wie in den vorhergehenden Jahren maßgeblich von der Corona-Pandemie und den mit ihr einhergehenden Schutzmaßnahmen geprägt.
In den ersten Monaten des Jahres ging die Vielzahl von Demonstrationen in diesem Zusammenhang mit einer explosionsartigen Entwicklung der Verstöße gegen das Versammlungsgesetz einher. Mit 372 solchen Verstößen waren die Zahlen mehr als achtmal so hoch wie 2021.
Das immer mehr zurückgehende Infektionsgeschehen und die damit einhergehenden Lockerungen der Schutzmaßnahmen führten auch dazu, dass sich die Kriminalität in vielen Bereichen wieder in Richtung des Vor-Corona-Niveaus entwickelte. So zeigen sich in weiten Teilen der Diebstahlskriminalität Anstiege wie leider auch im Bereich der Gewaltkriminalität.
Dass sich aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen auch in der Entwicklung der Kriminalitätszahlen widerspiegeln, sieht man zum Beispiel im Bereich des Tankbetruges. 1.234 solcher Taten bedeuten einen Anstieg von fast 60% zum Vorjahr. Auf der anderen Seite wurden 2022 lediglich 630 sogenannte Beförderungserschleichungen zur Anzeige gebracht. Damit wurden der Polizei 222 Delikte des „Schwarzfahrens“ bekannt, was einen Rückgang von mehr als 26% darstellt.
Leider stiegen auch die tätlichen Angriffe auf Polizistinnen und Polizisten um mehr als ein Drittel auf 211 Taten im Jahr 2022 an.“
Polizeiliche Kriminalstatistik
Die Anzahl der in der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erfassten Fälle ist im Vergleich zu 2021 um insgesamt 3,4 Prozent gestiegen (2022: 49.276; 2021: 47.650). Die Aufklärungsquote ist leicht gesunken, auf 52,2 Prozent (2021: 53,0 %).
Positiv ist der Rückgang der Fallzahlen bei Fahrraddiebstählen. Hier wurden über 600 Fälle weniger registriert als noch im Jahr zuvor (2022: 3.641; 2021: 4.254) und die Aufklärungsquote stieg. Auch die Zahlen der Diebstähle von Kraftwagen sinken weiter.
Der Fokus der Öffentlichkeit lag in den zurückliegenden Jahren auf die möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie, insbesondere mit Blick auf das Kriminalitätsphänomen der häuslichen Gewalt. Wie auch im Jahr 2021, war im letzten Jahr erneut ein Anstieg festzustellen. 1.640 Straftaten wurden 2022 im Rahmen der polizeilichen Bearbeitung als häusliche Gewalt gewertet (2021: 1.494; 2020: 1.478; 2019: 1.279). War man während der Corona-Pandemie davon ausgegangen, dass der Anstieg vor allem auf die fehlende räumliche Trennung von Paaren zurückzuführen sein könnte, muss man feststellen, dass auch ohne die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen die häusliche Gewalt leider nicht abgenommen hat. Möglicherweise haben die letzten Jahre zu einer größeren Bereitschaft seitens der meist betroffenen Frauen geführt, Taten grundsätzlich anzuzeigen und Hilfe bei der Polizei zu suchen. In Zusammenarbeit mit den Opferschutzbeauftragten der Polizei, der polizeilichen Prävention und den Hilfe- und Schutzeinrichtungen für Frauen werden wir auch in diesem Jahr die Entwicklung sehr genau beobachten und die Betroffenen dazu ermutigen, jede Form der häuslichen Gewalt sofort anzuzeigen.