Die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten in Brandenburg ist im vergangenen Jahr gesunken. Insgesamt wurden 176.641 Fälle in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) registriert, wie Innenministerin Katrin Lange bei der Vorstellung der Bilanz 2024 mit Polizeivizepräsident Jan Müller heute in Potsdam mitteilte. 2023 wurden noch 186.242 Straftaten registriert, demnach sank die erfasste Kriminalität im Land um 5,2 Prozentpunkte.
Die Aufklärungsquote konnte gesteigert werden - mit 58,4 % ist es der höchste Wert aufgeklärter Straftaten der vergangenen 18 Jahre. Zu beachten ist hierbei allerdings der Anstieg bei den ausländerrechtlichen Fällen um 4,8 Prozent. Weil dies üblicherweise sogenannte "Feststellungsdelikte" sind, liegt die Aufklärungsquote dort bei über 90 Prozent, was sich entsprechend günstig bei der Gesamtaufklärungsquote niederschlägt. Aber auch ohne die ausländerrechtlichen Fälle hat sich die Aufklärungsquote in Brandenburg von 53,1 auf 53,3 Prozent leicht erhöht.
Lange: "Im Vergleich zum Vorjahr konnten ein Rückgang der Gesamtkriminalität und eine Verbesserung der Aufklärungsquote festgestellt werden. Auch die Kriminalitätshäufigkeitszahl ist gesunken, und das bedeutet, wir haben alles in allem einen Rückgang der Kriminalitätsbelastung im Land. Das sind durchaus erfreuliche Entwicklungen. Erhebliche Sorgen bereitet uns hingegen die Entwicklung der Körperverletzungsdelikte in Brandenburg. Diese Delikte machen knapp zehn Prozent der Gesamtkriminalität im Land aus und wir verzeichnen damit auch den höchsten Wert im Langzeitvergleich seit 15 Jahren. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung. Anlass zur Sorge bietet auch die Entwicklung der Gewaltkriminalität, also der besonders schweren Straftaten. Trotz eines leichten Rückgangs verbleiben diese Straftaten auf vergleichsweise hohem Niveau. Auch der Anstieg der Angriffe auf Polizei- und Rettungskräfte setzt sich leider ungebrochen fort. Das verurteile ich auf das Schärfste. Wer anderen hilft, darf nicht zur Zielscheibe von Gewalt und Bedrohungen werden."
Müller: "Die aktuelle Kriminalstatistik zeigt viele positive Entwicklungen, aber auch anhaltende Herausforderungen, die unsere Aufmerksamkeit einfordern. Der Rückgang der Diebstahlsdelikte ist erfreulich und verdeutlicht, dass Präventionsarbeit und erhöhte Schutzvorkehrungen der Bürgerinnen und Bürger Wirkung zeigen. Die registrierten Rauschgiftdelikte sind wohl vor allem auch durch die Teillegalisierung von Cannabis zurückgegangen. Dies darf jedoch nicht mit einem generellen Sicherheitsgewinn gleichgesetzt werden. So besteht der illegale Handel fort, während gleichzeitig Möglichkeiten des legalen Umgangs geschaffen wurden. Diese Entwicklungen und ihre Auswirkungen, beispielsweise auf kriminelle organisierte Strukturen oder Zahl und Alter der Konsumenten, gilt es genau zu beobachten."
Besondere Entwicklungen im Detail
Nach dem Anstieg der erfassten Straftaten im Jahr 2023 ist im vergangenen Jahr ein Rückgang um 9.601 Straftaten festzustellen. Die Zahl der Tatverdächtigen ist um 1,3 Prozentpunkte (2024: 79.677; 2023: 80.733) gesunken. Drei von vier Tatverdächtigen sind männlich. Knapp 58 Prozent aller Tatverdächtigen sind deutsch, gut 42 Prozent sind nichtdeutsch. Rechnet man die ausländerrechtlichen Verstöße heraus, sind rund 25 Prozent der Tatverdächtigen nichtdeutsch. Der nichtdeutsche Bevölkerungsanteil in Brandenburg lag Anfang 2024 laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg bei etwa 7,5 Prozent. Die PKS erfasst zudem keine Migrationshintergründe. Fast ein Viertel der Tatverdächtigen ist unter 21 Jahre alt (Kinder: 5,3 %; Jugendliche: 8,8 %; Heranwachsende: 7,3 %; Erwachsene: 78,6 %).
Den größten Anteil an der Gesamtkriminalität machen Straftaten gegen das Eigentum aus. Im Vergleich zum Vorjahr sind bei Diebstahl 5.716 Fälle (2024: 53.021; 2023: 58.737), bei Sachbeschädigung 96 Fälle (2024: 21.034; 2023: 21.130) und bei Betrug 2.410 Fälle (2024: 14.221; 2023: 16.631) weniger erfasst worden. Bei Diebstahlsdelikten ist ein nennenswerter Rückgang um fast 10 Prozent festzustellen (- 9,7 %).
Ein weiterer Faktor der PKS sind auch 2024 wieder Straftaten gegen das Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz. Mit 19.921 Fällen machen sie einen Anteil von 11,3 Prozent an der Gesamtkriminalität aus. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl um 4,8 Prozentpunkte (2024: 19.921; 2023: 19.015) gestiegen. Ein wesentlicher Grund für diese Zunahme sind die Kontrollen an der Grenze zu Polen, die erfolgreich dazu beitragen, u.a. das Dunkelfeld der illegalen Migration aufzuhellen. Das Innenministerium begrüßt daher die Fortsetzung der Grenzkontrollen - solange wie notwendig. Ohne diese ausländerrechtlichen Verstöße wurden 2024 insgesamt knapp 157.000 Straftaten erfasst. Auch das ist ein Rückgang gegenüber dem Jahr 2023 um minus 6,3 Prozent. Damit liegt die Gesamtzahl der erfassten Straftaten unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Damals waren es knapp 167.000 Straftaten.
In Brandenburg wurden im vergangenen Jahr 16.978 Körperverletzungen festgestellt. Das ist ein Anstieg um 2,9 Prozentpunkte im Vergleich zu 2023. Im Langzeitvergleich ist die Zahl der Straftaten im Bereich Körperverletzungen (2010: 13.247; 2024: 16.978) auf einem Höchststand. Maßgeblich prägten diese Entwicklung die gestiegenen Fallzahlen im Bereich einfache Körperverletzung (2010: 8.745; 2024: 12.141) sowie der gefährlichen und schweren Körperverletzung (2010: 3.573; 2024: 3.847). Es ist so, dass bei Körperverletzungen anteilsmäßig vermehrt nichtdeutsche Tatverdächtige festgestellt werden. Das ist eine Entwicklung, die von der Polizei schon seit Jahren festgestellt wird. (2024: 23,7 %; 2023: 23,0 %; 2019: 19,5 %). Die durch nichtdeutsche Tatverdächtige begangenen Fälle erhöhten sich im Vergleich zu 2023 um 279 Fälle (2024: 3.646 Fälle nichtdeutscher Tatverdächtiger). Mehr als die Hälfte des Gesamtanstiegs bei Körperverletzung war auf vermehrte Fälle mit Tatbeteiligung nichtdeutscher Tatverdächtiger zurückzuführen.
Im Bereich der Gewaltkriminalität wurden 5.335 Straftaten erfasst. Das sind drei Prozent weniger als in 2023. Hierbei handelt es sich um die besonders schweren Verbrechen wie Mord, Totschlag, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, Raub und räuberische Erpressung, Körperverletzung mit Todesfolge, gefährliche und schwere Körperverletzung und anderes mehr. Die bloße einfache Körperverletzung ist hier nicht enthalten. Obwohl die Fallzahlen leicht gesunken sind, bleiben sie auf einem hohen Niveau. Im vorletzten Jahr wurde das höchste Niveau seit 15 Jahren verzeichnet. Positiv ist, dass die Aufklärungsquote hier um 1,5 Prozent auf knapp 82 Prozent gestiegen ist, das ist ein sehr hoher Wert. Opfer von Gewaltkriminalität sind in über 70 Prozent männlich. 69 Prozent der Tatverdächtigen bei der Gewaltkriminalität sind deutsch, 31 Prozent nichtdeutsch, davon: 15,5 Prozent Zuwanderer.
In Brandenburg wurden vergangenes Jahr insgesamt 6.790 Straftaten im Zusammenhang mit Häuslicher Gewalt in der Polizeilichen Kriminalstatistik registriert. Im Vergleich zu 2023 ist das ein Anstieg um 465 Fälle - und damit erneut Höchststand. 5.672 Tatverdächtige wurden ermittelt, davon war der Hauptanteil männlich (75,1 %) und zu 80 Prozent deutsch. Wie schon in den vergangenen Jahren waren weibliche Opfer am häufigsten von häuslicher Gewalt betroffen. Von den insgesamt 7.126 Opfern (2023: 6.673) waren 69,1 Prozent weiblichen und 30,9 Prozent männlichen Geschlechts. Bei mehr als jedem fünften Fall spielt Alkohol eine Rolle.
In 2024 wurden 1.492 Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte registriert. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 133 Fälle bzw. 9,8 Prozent mehr. Es handelt sich dabei um einen neuen Höchststand. Dabei wurden 2.972 Polizeibeamte als Opfer registriert, 186 mehr als im Vorjahr. In über 86 Prozent aller Fälle handelt es sich um Widerstand oder tätliche Angriffe gegen Polizeivollzugsbeamte. Dabei wurden im Jahr 2024 490 Polizisten leicht und ein Polizist schwer verletzt. Im Jahr 2023 wurden 426 Polizisten leicht und ebenfalls ein Polizist schwer verletzt. Die Zahl der verletzten Polizeibeamten hat damit insgesamt deutlich zugenommen.
Eine Zunahme verzeichnet die PKS im Jahr 2024 auch bei den Angriffen auf Feuerwehrleute und Rettungskräfte. Allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau. Es wurden im letzten Jahr insgesamt 72 Fälle erfasst (zum Vergleich: bei der Polizei knapp 1.500 Fälle), das ist ein deutlicher Anstieg um 50 Prozent. Damit werden statistisch etwa alle fünf Tage Angehörige der Feuerwehr oder andere Rettungskräfte in Brandenburg angegriffen. Innenministerin Lange nannte solche Angriffe "nicht nur völlig unverständlich und inakzeptabel - sondern auch zutiefst verachtenswert."
Hintergrund
Die PKS ist eine sogenannte Ausgangsstatistik. Das bedeutet, dass in ihr der Polizei bekannt gewordenen und durch sie endbearbeiteten Straftaten, einschließlich der mit Strafe bedrohten Versuche und der vom Zoll bearbeiteten Rauschgiftdelikte, abgebildet werden und eine statistische Erfassung erst bei Abgabe an die Staatsanwaltschaft erfolgt.
Der Bericht zur PKS ist abrufbar unter https://mik.brandenburg.de/PKS2024<https://mik.brandenburg.de/PKS2024>
Bilanz 2024: Weniger Straftaten im Land
Höchste Aufklärungsquote seit 18 Jahren / Mehr Körperverletzungsdelikte und Angriffe auf Polizei- und Rettungskräfte
- Kategorie
- Daten und Fakten
- Datum
- 10.03.2025
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