I Unfallentwicklung
Zahl der Verkehrsunfälle rückläufig
Mit 21.556 Verkehrsunfällen im Gesamtbereich der Polizeidirektion Ost bewegen sich die Zahlen annähernd auf dem Niveau des Vorjahres (21.748, -0,9%).
Leicht gestiegen ist im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Verkehrsunfälle, in deren Folge Personenschäden eingetreten sind. Deren Zahl stieg um rund 6 % von 2.338 auf 2.479 im Jahr 2022.
Bei Sachschadensunfällen zeichnete sich eine leicht rückläufige Tendenz ab. Polizisten nahmen 19.077 Unfälle mit Sachschäden auf. Dies bedeutete einen Rückgang um 1,3 %.
Erneut weniger Verkehrstote aber mehr Verletzte
Gestiegen ist im zurückliegenden Jahr die Anzahl der infolge von Verkehrsunfällen verletzten Personen. Waren es im Jahr 2021 noch 2.985, sind nun im jetzigen Berichtsjahr 2022 insgesamt 3.164 verletzte Verkehrsteilnehmer registriert worden.
36 Verkehrstote gab es auf den Straßen der PD Ost 2022 zu beklagen. Unter den tödlich verunfallten befanden sich unter anderem sechs Radfahrer, zwei Fußgänger, drei Kradfahrer und fünf LKW-Fahrer. Insgesamt verloren damit zwei Menschen weniger ihr Leben als noch im Jahr zuvor (38, -5,3%).
Mit Blick auf die zurückliegenden Jahre (seit 2018) nimmt die Zahl der Verkehrsunfalltoten ab. Ausnahme war das Jahr 2020 mit 48 Toten.
2/3 des Unfallgeschehens ereignet sich innerorts, aber Unfälle außerorts haben zumeist schwere Folgen
Im Jahr 2022 ereigneten sich 14.328 Verkehrsunfälle innerhalb geschlossener Ortschaften (~66% vom Gesamtunfallgeschehen). Deren Anzahl ist erneut, im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent, angestiegen.
Die Verkehrsunfälle außerorts sanken indes um rund 5 % von 7.638 auf 7.228 im Jahr 2022.
Doch ist festzuhalten, dass 24 von insgesamt 36 Verkehrstoten im Jahr 2022 bei Unfällen außerhalb geschlossener Ortschaften ihr Leben verloren.
Im Vergleich zum Vorjahr, in dem 32 Menschen bei Verkehrsunfällen außerorts starben, stellt dies einen Rückgang um 25,0% dar.
Trotzdem bleibt die Schlussfolgerung, dass sich außerhalb geschlossener Ortschaften zwar „nur“ ein Drittel des Unfallgeschehens ereignet, dort aber rund zwei Drittel der Verkehrsunfalltoten zu beklagen sind.
Und die Verkehrsunfälle, die innerhalb geschlossener Ortschaften einen tödlichen Ausgang fanden, fallen zwar geringer aus als „außerorts“, haben sich aber im Vergleich zum Vorjahr von 6 auf 12 verdoppelt.
Verkehrsunfälle mit Personenschäden auf Bundesautobahnen deutlich zugenommen
Zugenommen hat das Unfallgeschehen auf den Autobahnen im Bereich der Polizeidirektion Ost.
Insgesamt 1.453 Mal waren unsere Uniformierten für eine Unfallaufnahme gefragt (1.375, +5,7%), wobei in 233 Fällen Personenschäden registriert wurden. Im Vergleich zum Vorjahr, in dem 190 Verkehrsunfälle mit Personenschäden auf den Autobahnen im Zuständigkeitsbereich der PD Ost erfasst wurden, stellt das einen Anstieg um 22,6 % dar. Sechs Menschen verloren hierbei ihr Leben (9 im Jahr 2021). Die Verkehrsunfälle, bei denen lediglich Sachschaden entstand, nahm ebenfalls um 3 % von 1.185 auf 1.220 zu.
In der Gesamtbetrachtung ist festzustellen, dass sich die Verkehrsunfallzahlen auf den Autobahnen wieder an die der Jahre 2018/2019 angleichen.
Deutlich weniger Unfälle wegen Baustellen
A10 besonders unfallbelastet
Am stärksten unfallbelastet sind die Autobahnen A 10 und A12.
Mit 450 Verkehrsunfällen auf 44 km Länge kommen bei der A10 statistisch gesehen auf jeden Autobahnkilometer zehn Unfälle. Hier waren zuletzt jedoch in Gänze 59 Verkehrsunfälle weniger zu verzeichnen gewesen als 2021. Das dürfte nicht zuletzt auch an der Fertigstellung der Baustellen zwischen den Abfahren Fredersdorf und Freienbrink liegen. 85 Mal krachte es auf der A10 im Jahr 2022 innerhalb von Baustellen. Im Jahr zuvor ereigneten sich dort 120 Verkehrsunfälle mehr.
Nur unwesentlich weniger waren es 2022 bei der A12, mit acht Verkehrsunfällen pro Kilometer. Auf ihrer Länge von 58 km krachte es im vergangenen Jahr ganze 454 Mal. Das ist ein deutlicher Anstieg um 105 Verkehrsunfälle im Vergleich zum Vorjahr.
Die A11 verzeichnete im gleichen Zeitraum auf ihrer Länge von 91 Kilometern 487 Verkehrsunfälle (+29) und damit rechnerisch fünf pro Autobahnkilometer. 2022 nahm das Unfallgeschehen hier zu, sicher auch weil der Urlaubsverkehr auf der „Ostseeautobahn“ wieder zunahm.
Im Verkehrsunfallgeschehen der Autobahnen spielte die A20 hingegen eine untergeordnete Rolle. Mit ihren lediglich 26 Kilometern ist sie der kürzeste Autobahnabschnitt. 62 Verkehrsunfälle wurden im vergangenen Jahr dort aufgenommen.
II. Ausgewählte Unfallursachen
Geschwindigkeit als Unfallursache zurückgedrängt
30 % der Unfälle in den Wintermonaten Dezember und Januar
Bei Geschwindigkeit als Unfallursache verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr einen deutlichen Rückgang. So sank die Anzahl der Unfälle, die auf überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen war um 12,8 %. Gingen im Jahr 2021 noch 1.464 Unfälle auf das Konto zu hoher Geschwindigkeit, waren es ein Jahr später noch 1.276 (-188). Auch Unfälle mit tödlichem Ausgang (12) waren hier rückläufig (14, -3,0%). In den tendenziell von Glätte, Kälte und Schnee geprägten Wintermonaten gingen mit insgesamt 393 Verkehrsunfällen besonders viele auf das Konto nicht an die Witterung angepasster Geschwindigkeit.
Jeder zehnte Verkehrsunfall ist auf unzureichenden Sicherheitsabstand zurückzuführen
Rund 10 Prozent des gesamten Verkehrsunfallgeschehens in der PD Ost sind auf einen unzureichenden Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zurückzuführen. Verkehrsunfälle mit der Unfallursache „Abstand“ stiegen erneut, und im Vergleich zum Vorjahr um rund 10 % von 2.105 auf 2.308, an.
Auch auf Bundesautobahnen haben Verkehrsunfälle mit der Unfallursache „Abstand“ im Jahr 2022 um 10 Prozent auf insgesamt 267 Verkehrsunfälle zugenommen. Allein 215 Verletzte gehen auf das Konto zu geringen Abstands auf Bundesautobahnen (190 im Jahr 2021, +13,2%).
Wieder mehr Unfälle unter Alkohol
Zugenommen haben im Jahr 2022 auch Verkehrsunfälle unter dem Einfluss von Alkohol. In insgesamt 332 Fällen, also 39 Mal öfter als im Jahr zuvor (293, +13,3%), lieferte die Blutprobe bei Unfallbeteiligten Hinweise darauf, dass Trunkenheit mit- oder hauptursächlich für eine Kollision war. Auch deutlich mehr Verletzte waren 2022 durch den Konsum von Alkohol und der anschließenden Teilnahme am Straßenverkehr zu verzeichnen. Die Verkehrsunfallstatistik weist für das Jahr insgesamt 169 (137) Verletzte aus. Dies ergibt ein Plus von 23,4 %. Am deutlichsten zeichnete sich diese Tendenz außerhalb geschlossener Ortschaften ab. Hier war mit insgesamt 83 Verletzten ein Plus von 48,2 % (56, 27) zu verzeichnen. Verglichen mit den Jahren 2018 - 2020 sind die Zahlen jedoch leicht rückläufig. Bereits in diesem Zeitraum war das Aufkommen von Unfällen unter Alkoholeinfluss konsequent zurückgegangen.
255 Verkehrsteilnehmer hatten mehr als 1,1 Promille im Blut. Überproportional traten hier Männer als Verursacher auf. 271 Mal wies die Unfallstatistik männliche Verkehrsteilnehmer als Unfallverursacher aus. In lediglich 61 Fällen waren es Frauen. Mehr als die Hälfte der Unfälle ereignete sich im Zeitraum zwischen Freitag und Montag.
Seit 2019 immer mehr Unfallbeteiligte unter Drogeneinfluss
Eine durchweg steigende Tendenz zeichnete sich hinsichtlich der Zahl von Unfallbeteiligten ab, die unter dem Einfluss von Drogen standen. Bei 75 der aufgenommenen Verkehrsunfälle (63, +10,5%) war ein vorheriger Drogenkonsum der Fahrzeugführer mit-/ursächlich für die Kollision. Besonders gravierend sind, ähnlich wie bei Alkohol, die schweren Folgen dieser Unfälle. Nicht nur die Anzahl der Verletzten stieg von 30 im Jahr 2019 kontinuierlich auf nunmehr 53 an. Auch die Anzahl der Schwerverletzten war zuletzt deutlich gestiegen. Galten im Jahr 2021 noch acht Personen als schwerverletzt, sind es ein Jahr später bereits 21, also fast eine Verdreifachung.
Baumunfälle gehen zurück, trotzdem fast 34% mehr Schwerverletzte
Im Vergleich zum Vorjahr war die Zahl von Baumunfällen 2022 deutlich rückläufig. 401 Mal und damit 16,5% seltener sind Verkehrsteilnehmer mit Straßenbäumen zusammengestoßen. Außerorts betrug der Rückgang sogar ganze 23,0 %. Damit bewegen sich die Zahlen wieder auf dem Niveau von 2019 und hinter dem von 2018. Auch wenn 2022 die Gesamtzahlen der Kollisionen mit Personenschäden zurückgingen, waren die Folgen der Baumunfälle deutlich schwerer als im Jahr zuvor. So verzeichnet die PD Ost insgesamt 115 Schwerverletzte und damit ein deutliches Plus (86, +33,7%).
ASP lässt Wildunfälle zurückgehen, dennoch: jeder fünfte Unfall bleibt ein Wildunfall
Wildunfälle machen noch immer fast 20 % des gesamten Unfallaufkommens aus. Ein Rückgang der Zusammenstöße mit Wildtieren von fast 10% macht sich jedoch auch in der Gesamtstatistik bemerkbar. Während die Anzahl der Wildunfälle in den Jahren 2019 und 2020 sogar die 5.000er-Marke überschritt, pegelten sich die von der Polizei aufgenommenen Unfälle in dieser Kategorie zuletzt auf einem Tief ein. Mit insgesamt 4.174 (4.625, -9,8%) Wildunfällen liegt der Wert sogar unter dem aller vier Vorjahre. Auch die Zahl der Verletzten sank um 10,7% auf nunmehr 42 (47). Der Rückgang dürfte nicht zuletzt auch auf die afrikanische Schweinepest, die damit einhergehende Dezimierung der Wildbestände und das Aufstellen von Schutzzäunen zurückzuführen sein.
Fahrer über 65 verursachten jeden fünften Unfall
Die Zahl der Verkehrsunfälle an denen Senioren beteiligt sind, nahm weiter zu (5.437 im Jahr 2022, +357). Rund jeder fünfte Verkehrsunfall (3.931) ging im Jahr 2022 auf das Konto von Personen, die älter als 65 sind. Sechs Senioren verloren im vergangenen Jahr ihr Leben auf den Straßen der PD Ost.
Die Anzahl der an Verkehrsunfällen beteiligten Kinder und Jugendlichen wuchs im Jahr 2022 an.
212 Mal waren Kinder unter 14 Jahren insgesamt im Jahr 2022 in Verkehrsunfälle verwickelt. (172, +23,3%). 101 Mal, und damit in gut der Hälfte der Fälle, als Unfallverursacher.
Hier muss jedoch auch das pandemische Geschehen berücksichtigt werden. So hatte Homeschooling im Jahr 2021 zu einem wesentlichen Rückgang der Unfallzahlen in dieser Kategorie geführt. Verglichen mit den Jahren 2018 (225) und 2019 (211) relativiert sich der Anstieg aus dem Jahr 2022.
Seit 2020 konsequent angestiegen, sind Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren. Im vergangenen Jahr überstiegen Unfälle dieser Kategorie sogar das Vor-Pandemie-Niveau. Bei 242 Verkehrsunfällen (220, +10,0%) verletzten sich 178 Jugendliche (138, +13,4%). Auffällig ist hier, dass insgesamt 102 der Beteiligten motorisierte Zweiradfahrer waren. Das entspricht fast der Hälfte. Ursächlich hierfür könnte die Zunahme von E-Scootern im öffentlichen Straßenverkehr sein.
III Ausblick
Polizei hat Unfallentwicklung im Blick
Die Polizei ging auch 2022 entschieden gegen Alkohol- und Drogensünder im Straßenverkehr vor. Wiederkehrende Schwerpunktkontrollen, Schulungen zur Erkennung von Drogen- und Alkoholkonsum aber auch eine hohe Kontrolldichte während der Streifentätigkeit sorgten dafür, dass im Jahr 2022 insgesamt 2.451 Mal (2.143, +14,37%) Fahrzeuge stehen bleiben mussten, weil ihre Fahrer zu tief ins Glas geschaut hatten und/oder unter dem Einfluss von Drogen standen (1.386 Mal Alkohol-, +7,4%; 1.065 Mal Drogeneinfluss, +24,8%). Die Zahl der unter Drogen stehenden Verkehrsteilnehmer steigt also auch außerhalb des Verkehrsunfallgeschehens deutlich an.
Die Überwachung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit hat für die Polizei nach wie vor hohen Stellenwert. So lösten die Blitzer der Polizei im Osten Brandenburgs im vergangenen Jahr fast eine halbe Million Mal aus (446.507), weil Verkehrsteilnehmer zu schnell unterwegs waren. Dieser Wert ist vergleichbar mit 2021, jedoch sind das annähernd 100.000 Blitzerfotos mehr als im Jahr 2020.
Die Anzahl und Dauer von Laserkontrollen konnte im zurückliegenden Jahr weiter gesteigert werden. Das zeigt auch die Zahl der festgestellten Geschwindigkeitsverstöße. Insgesamt 25.332 Mal hoben Polizisten die Kelle nachdem das Lasergerät überhöhte Geschwindigkeit gemessen hatte und damit 14,2% häufiger als im Vorjahr. In 2022 wurden für die Polizeidirektion zudem neue 20 Lasergeräte beschafft, an denen bereits 489 Kollegen und Kolleginnen ausgebildet werden konnten.
Auch den oftmals zu geringen Abstand von Brummifahrern hat die Polizei 2022 erneut in den Fokus genommen. So sind auf den Autobahnen der Direktion ein Videowagen und ein Kleintransporter mit spezieller Videotechnik im Einsatz, um Abstands- und Geschwindigkeitsverstöße zu dokumentieren und zu ahnden. Auch eine Drohne brachte die Verkehrspolizei auf der BAB 12 im Jahr 2022 regelmäßig zum Einsatz. Mit geringem Aufwand und überschaubarem Kosten konnte zu geringer Sicherheitsabstand so aus der Luft beweissicher dokumentiert werden.
Der Leiter der Polizeidirektion Ost, DbPP Maik Toppel, schätzt ein, dass die intensiven polizeilichen Verkehrsüberwachungsmaßnahmen auch weiterhin unverzichtbar sind, um die Verkehrssicherheit auf den Straßen Ostbrandenburgs zu erhöhen.