Mehr Tote durch Raser, Alkohol und Missachten der Vorfahrt – Minister appellieren an Eigenverantwortung
Eine fast unveränderte Zahl von Verkehrsunfällen, weniger Verletzte, aber ein leichter Anstieg der Verkehrstoten: So stellt sich die Verkehrsunfallbilanz 2013 für Brandenburg im Überblick dar, die Innenminister Ralf Holzschuher und Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger heute in Potsdam vorstellten.
Insgesamt registrierte die Polizei im vergangenen Jahr bei der Gesamtzahl der Unfälle eine leichte Zunahme um 0,3 Prozent auf 81.082 (2012: 80.854). Dabei gingen die Unfälle mit Personenschaden um knapp ein Prozent auf 8.208 (8.280) zurück. Bei den Verletzten hatte die anhaltend rückläufige Entwicklung auch 2013 Bestand. Ihre Zahl verringerte sich um 60 auf 10.267 Personen. Dagegen ist bei den Verkehrstoten ein leichter Anstieg von 166 auf 170 zu verzeichnen. Hauptursachen für tödliche Verkehrsunfälle waren überhöhte Geschwindigkeit, zu geringer Sicherheitsabstand, Missachtung der Vorfahrt und Alkohol.
Wie schon in den Vorjahren zeigt sich im Land Brandenburg erneut ein auffälliger Gegensatz: Während das Risiko, bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden, im bundesweiten Vergleich mit 417 Verletzten je 100.000 Einwohner deutlich unterdurchschnittlich war, nahm das Land im vergangenen Jahr mit 69 Verkehrstoten je eine Million Einwohner eine traurige Spitzenposition ein. Innenminister Holzschuher nannte dies „einen bedrückenden Befund“.
Als „erfreulich“ bezeichnete der Innenminister dagegen den deutlichen Rückgang der Verkehrsunfälle durch „Junge Erwachsene“ um 15 Prozent auf rund 7.600. Die Zahl der bei diesen Unfällen Getöteten sank um fast 60 Prozent von 29 auf zwölf. Hier trügen die umfangreichen Präventionsmaßnahmen offenbar Früchte.
Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger unterstrich: „Wir müssen die Unfallentwicklung auch weiterhin sehr aufmerksam beobachten. Erfreulich ist die gute Entwicklung bei den jungen Fahrern. Ich denke, besonders der Führerschein mit 17 zahlt sich hier positiv aus. Auch bei den Baumunfällen haben wir eine leicht positive Entwicklung. Aber auch hier müssen wir vorsichtig mit einer Bewertung sein und die weitere Entwicklung abwarten, denn die Zahlen könnten auch dem Zufall geschuldet sein.“
Die Nummer 1 der Ursachen für schwere Unfälle ist weiterhin überhöhte Geschwindigkeit. Allein 63 der 170 Verkehrstoten gingen auf das Konto von Rasern - acht mehr als 2012. Die Zahl der Geschwindigkeitsunfälle stieg um 2,3 Prozent auf 5.300 (5.182), die Zahl der dabei Verletzten um knapp elf Prozent auf 1.905 (1.717). Bei Abstandsunfällen erhöhte sich die Zahl der Getöteten um sieben auf 16. Durch Missachtung der Vorfahrtregelung starben elf Menschen – fünf mehr als 2012. 14 Menschen starben bei Unfällen unter Alkoholeinfluss, zwei mehr als 2012. Gestiegen ist auch die Zahl der Verkehrsteilnehmer, die den Unfallort verließen, ohne sich um den angerichteten Schaden zu kümmern. Bei den 15.767 (14.493) Fällen von Unfallflucht wurden 915 (890) Menschen verletzt; zwei (eine) Personen starben.
Aufmerksam beobachtet werden muss nach den Worten Holzschuhers auch die wachsende Zahl von Seniorenunfällen. Bei rund 70 Prozent der rund 14.300 Seniorenunfälle waren ältere Verkehrsteilnehmer auch selbst die Unfallverursacher. Bei den Seniorenunfällen starben 53 (47) Ältere, 1.563 (1.486) wurden verletzt.
Die meisten Unfälle geschahen im vergangenen Jahr wiederum innerorts. Allerdings sank die Zahl dieser Unfälle im Jahresvergleich leicht auf 52.830 (53.046) Unfälle. Die Zahl der Toten bei innerörtlichen Unfällen verringerte sich um elf auf 39. Dagegen erhöhte sich die Zahl der Verkehrstoten bei Unfällen auf den Landstraßen und Autobahnen. Der Anstieg auf den Landstraßen fiel dabei mit 14.6 Prozent auf 102 (89) Tote höher aus als auf den Autobahnen, wo die Zahl der Toten um 7,4 Prozent auf 29 (27) stieg.
Holzschuher unterstrich in diesem Zusammenhang die Eigenverantwortung der Verkehrsteilnehmer. „Mehr Sicherheit im Straßenverkehr ist nur dann zu erwarten, wenn Verkehrsteilnehmer sich an Verkehrsregeln halten und gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr zeigen. Denn in den meisten Fällen sind Verkehrsunfälle eine Folge vermeidbaren menschlichen Fehlverhaltens. Der Staat kann Rahmenbedingungen für sichere Verkehrsteilnahme schaffen und mit Überwachung auf die Regeleinhaltung Einfluss nehmen. Er kann eigenverantwortliches Handeln der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes als Verkehrsteilnehmer aber nicht ersetzen“.
Notwendig seien neben Maßnahmen in den Bereichen Prävention und Infrastruktur auch eine Optimierung und Intensivierung der Verkehrskontrollen, um Brandenburgs Straßen sicherer zu machen. Im vergangenen Jahr ahndete die Polizei auf Brandenburgs Straßen mehr als 1,4 Millionen Regelverstöße; das waren gut 210.000 Verstöße mehr als 2012.
Über weitere Details der Verkehrsunfallentwicklung im vergangenen Jahr informiert das Innenministerium auf seiner Website www.mi.brandenburg.de.
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Ministerium des Innern und Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg
Gemeinsame Pressemitteilung vom 05.03.2014