Mehr als ein Drittel der 12- bis 19-Jährigen hat in seinem Bekanntenkreis jemanden, der im Internet oder per Handy persönlich angegriffen, beleidigt oder auf anderer Weise gemobbt wurde. Mehr als ein Viertel war selbst schon einmal Adressat feindseliger Botschaften im Web. Cybermobbing und –grooming sind ernstzunehmende Phänomene, die in voller Tragweite dem Nachwuchs und den Eltern oft nicht bewusst sind.
Um Kinder und Jugendliche fit im Umgang mit Sozialen Medien zu machen, setzt der Förderverein der Fachhochschule der Polizei Brandenburg zusammen mit der Fachhochschule auf einen spielerischen Zugang und haben „Free Hip“ entwickelt.
Es handelt sich dabei um ein neuentwickeltes Gesellschaftsspiel, bei dem sich Kinder und Jugendliche mit Würfel, Spielfiguren und Ereigniskarten zusammen mit einem Erwachsenen wichtigen Fragen im Umgang mit Sozialen Medien stellen. Am Montag wurde es an der Grund- und Oberschule Rüdersdorf (Märkisch-Oderland) der Öffentlichkeit vorgestellt.
Cindy Ehlert vom Förderverein der Fachhochschule der Polizei Brandenburg:
„Free Hip soll als kooperatives Brettspiel eine Brücke zwischen den Generationen beim Thema digitale Risiken schlagen. Auf der einen Seite soll der Nachwuchs in seiner Kompetenzentwicklung gestärkt werden und auf der anderen Seite beim Spielen in den kommunikativen Austausch mit den das Brettspiel begleitenden Erwachsenen gehen. Damit schafft Free Hip einen Erkenntnisgewinn für beide Seiten.“
Die Idee, Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien über ein analoges Brettspiel zu vermitteln, ist kein Widerspruch, sondern ein bewusst gesetztes Stilmittel.
Cyberkriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger von der Fachhochschule der Polizei:
„So bleibt Zeit, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Vermittlung von Risiken in den Sozialen Medien und Medienkompetenz – und dies ganz ohne erhobenen Zeigefinger, sondern mit einem spielerischen Ansatz. Das Brettspiel ist zudem modular konzeptioniert, kann also bei einem entsprechenden Erfolg durch einfache Zusatzkartenpacks auch an andere digitale Risiken angepasst werden.“
So erklärt das Spiel sämtlich relevante Aspekte: Auf orangefarbenen Fragekarten werden allgemeine Fragen zum Thema (Cyber-) Mobbing und zum Umgang mit Medien gestellt. Auf den blauen Hippo-Karten sind Situationen beschrieben, für die gute Lösungen gesucht werden. Ergänzt wird das Ganze durch Rollenspiele, in dem die Mitspieler selbst gute Lösungen finden müssen, um aus der Mobbingfalle zu gelangen. Wer die meisten Fragen richtig beantworten konnte und so die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.
Entstanden ist „Free Hip“ im Wahlpflichtmodul Cybercrime der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg. Drei Studentinnen haben es als Teil ihrer Modul- Abschlussprüfung präsentiert. Der Prototyp überzeugte so sehr, dass das Spiel mit Hilfe des Landespräventionsrats Brandenburg (LPR) und dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MJBS) in Serie ging. So flossen 17.500 Euro aus Lottomitteln des Landes Brandenburg in das Projekt.
Insgesamt wurden ca. 900 Brettspiele produziert. Brandenburger Grundschulen können sich bei Interesse an den Bereich Prävention der örtlich zuständigen Polizeiinspektion wenden und so einen Klassensatz von drei Spielen kostenfrei erhalten.
In der Zeit vom 1. bis 7. Juni veranstaltet der Landespräventionsrat zusammen mit zahlreichen Partnern eine Themenwoche unter dem Motto „Gemeinsam mit Euch! (Kriminal-) Prävention für Kinder und Jugendliche“. Mit Veranstaltungen im ganzen Land soll gezeigt werden, wie Kinder und Jugendliche gegen Mobbing, Gewalt und Hass geschützt werden können. Die Verteilung der ersten Spiele über die Polizeidirektionen der Polizei Brandenburg findet ganz bewusst innerhalb dieser Woche statt.
Weitere Informationen finden sich unter:
https://mik.brandenburg.de/cms/detail.php.bb1.c.633206.de
https://landespräventionsrat.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.629813.de